Seite:Hogarth erklärt von Lichtenberg (Kottenkamp Stuttgart 1840).pdf/849

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jedoch der Umstand, daß ihm unterdessen seine eigene Waare von dem falschen Freunde gestohlen wird, der ihm vertraulich den genannten Unfug zeigt.

An der äußersten Seite des Blattes ist ein Soldat durch die Gewalt des Branntweins zu Boden geworfen. Dieser Gardist wird wahrscheinlich seinen Rausch mit der neunschwänzigen Katze bezahlen müssen, denn er hat ein Uniformstück, die Kamasche des einen Beines, bereits verloren, und wird auch die des anderen schwerlich aufbewahren können. Außerdem ruht er zur Hälfte in einer Pfütze, mit welcher die vorschriftsmäßige Reinlichkeit der Uniform als unverträglich erscheint. Für’s erste bleibt er jedoch guter Dinge. Ein Camerad will ihm zur Milderung seines Rausches aus der Feldflasche einen Trunk Wasser reichen, allein der erfahrene Veteran weist dies Gegenmittel verächtlich zurück, und wendet sich an seine Frau, die ihm, mit dem Zustande des Uebels besser bekannt, als wirksamere Medicin, ein Glas Branntwein einschenkt. Der Charakter dieser liebenswürdigen Familie wird zur Genüge durch den Umstand angedeutet, daß ein Kind, welches die Frau auf dem Rücken trägt, mit besonderer Gier seine Hände nach dem Branntwein ausstreckt; das Gesicht dieses kleinen Geschöpfes offenbart ohnedem, daß der Genuß des englischen Wachholders ihm durchaus nichts Neues ist.

Hinter der Pfütze erblickt man zwei Hühnchen, und zwar, wie es scheint, voll Angst. Hierüber sagt ein gleichzeitiger, anonymer Erklärer Hogarth’s[1], einer der besten bei diesem Blatte: „Eine Abgeschmacktheit des Künstlers ist in diesem Punkte von einem großen Kritiker und Kunstkenner kürzlich entdeckt worden. Derselbe bemerkt: Keine größere Abgeschmacktheit läßt sich ausfindig machen, als die Anwesenheit von zwei Küchlein in der Nähe eines solchen Gedränges. Außerdem sind die Köpfe derselben auf eine Gegend hingerichtet, die sie nach ihrer Natur am allermeisten vermeiden müssen. Kurzum, Hogarth hat hier Mangel an Natur-Kenntniß erwiesen u. s. w. – Wie groß muß die Ueberraschung dieses Kritikers gewesen sein, als Andere für ihn die Entdeckung


  1. In der Monatsschrift The Student vol. II, pag. 162.