Seite:Hogarth erklärt von Lichtenberg (Kottenkamp Stuttgart 1840).pdf/937

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den Tönen der Harmonie; feine Speisen und Früchte stehen auf der Tafel, um seinen Hunger zu reizen und zugleich seinen höchsten Zorn zu erregen, denn der Dr. Pedro Rezio berührt mit der schwarzen Ruthe eine jede Schüssel, worauf Pagen sogleich damit fortlaufen, so daß der arme Sancho die Etikette verflucht, und voll Wuth den Doctor, wie jeden ärztlichen Betrüger auf der Insel seinem beleidigten Appetit zu opfern droht.

Wir brauchen wohl über die hier dargestellte Scene Nichts weiter zu sagen, denn jedem Leser wird ohne Zweifel der Don Quijote zur Genüge bekannt sein. Daß Hogarth dieselbe in der wahren Laune des Cervantes hier dargestellt hat und daß somit der Vorwurf, der ihm bei Gelegenheit der Erläuterungen zum Hudibras gemacht wurde, er sei nicht im Stande, die Ideen eines Andern mit genügender Meisterschaft wiederzugeben, wenigstens bei diesem Blatte ihn nicht trifft, liegt beim ersten Blick offen am Tage. Der allmählig steigende Grimm des Gouverneurs, welcher nicht einmal eine Traube kosten darf, ist mit der Gravität des Doctors in treffenden Contrast gesetzt, so wie auch der Gast, welcher die Serviette in den Mund stopft, um sein Lachen zu ersticken, einen guten Gegensatz zu der fetten Bäuerin bietet, deren Leib durch Lachen geschüttelt wird. Der Student, welcher den Caplan spielt, kann das Lachen nicht ganz wie der Arzt verbeißen; es spielt ihm etwas um die Mundwinkel. Die drei Unterthanen des Gouverneurs, ein Bauer, eine Bäuerin und ein Mulatte, thun ihren Lachmuskeln noch weniger Zwang an, eben so wenig, wie die übrigen Figuren. Unter diesen erinnert der eine Page durch Aehnlichkeit ein wenig an den Knaben, welcher in dem Wahlschmause Punsch bereitet. Die beiden Damen scheinen nur zwei verschiedene Ansichten einer und derselben Person zu bieten. Dergleichen wird man übrigens wegen der Mannigfaltigkeit gern übersehen, womit die verschiedenen Stufen des Lachens dargestellt sind.