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verfertigen die Predigten nicht einmal selbst. Man findet wenigstens in den Zeitungen mitunter Buchhändler-Ankündigungen von Predigten, welche sich, wie es dort heißt, für den Gebrauch auf Canzeln um so mehr eignen, da sie in demselben Format, wie die Manuskripte, und auch mit sogenannter Cursivschrift gedruckt sind. Natürlich geht die Form bei diesen Verhältnissen über Alles. – Zum Verständniß des Blattes mag in dieser Hinsicht die Schilderung eines Geistlichen der Hochkirche von Bulwer dienen, welche wir zu dem Zwecke hier mittheilen:

„Tretet in dies heilige und gefüllte Haus; es ist eine Kirche nach dem feinen Ton – der Pastor beginnt seine Predigt. Er ist ein sehr gelehrter Mann, denn man sagt, er werde in Kurzem Bischof werden; er hat ferner ein griechisches Trauerspiel herausgegeben und war Erzieher von Lord Flimmer. Faßt ihn in’s Auge! wie eintönig seine Stimme, wie kalt sein Benehmen, wie gelassen seine Miene! Jedoch, welcher Art sind seine Worte? „Fürchtet den Zorn, der kommen wird, denkt an Eure unsterblichen Seelen! denkt, welch furchtbare Verantwortlichkeit auf dem Leben liegt, wie genau die Rechnung gehalten wird, wie schnell sie abgefordert werden kann!“ – Die Worte sind gewiß von der Art, daß sie den höchsten Affect anregen könnten und werden im Tone eines Menschen hingeworfen, der ganz gelassen fragt: Johann, wie lange währt es noch bis zum Mittagessen? – Ich sah in meinem Leben keinen kälteren Menschen! Aber, mein Werthester, bemerkt der fashionable Purist, diese Kälte ist Anstand; sie ist das wahre Merkmal eines Geistlichen von der Staatskirche. – Ach, Dr. Young dachte nicht so, als er beim Wahrnehmen des unzulänglichen Eindrucks, den er auf die Zuhörer machte, innehielt und in Thränen ausbrach. – Herr, Dr. Young war ein großer Dichter, aber Jedermann wußte, daß er nicht ganz orthodox war.“

Hier ist der Ort, worin das würdige Mitglied der Hochkirche predigt, nur eine Dorfkirche, so daß man bei der Gemeinde nicht jenen Anstand von fashionablen Gentlemen und Ladies erwarten kann, welche die äußere Aufmerksamkeit um so mehr der Form nach zeigen können, da sie ohnedem daran gewöhnt sind, sich bei mannigfachen Gelegenheiten zu langweilen, ohne ihre Langeweile merken zu lassen. Die