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Der Engel spricht:
Ach Jesum hast du hart getroffen!
Nun wund’re nit, daß d’ Höll’ steht offen,
Das macht dein’ Sündenbrut.

Die Seele spricht:
Es rette mich sein Blut!

Die Henkersknechte haben den Herrn von der Säule gebunden und er sinkt unter seinen Schmerzen zusammen.

Der Engel singt:

3045
Sieh’ Sünder liegen hier,

Die Schönheit ohne Zier!
Wer hat sie so zernichtet?
Wer also zugerichtet?
Wer hat’s gethan?

3050
Dein wilde Lust!

Dein Sünden-Wust!
Du hast’s, o Mensch, gethan!

Die Seele singt:
Ich bekenne mein Verbrechen,
Selbst will ich die Unbild rächen!

Der Engel singt:

3055
Sieh’ an den Schmerz, die Noth!

In seinem Blut liegt Gott!
O mein Menschenkind!

Die Seele singt:
Nie mehr soll es geschehen!
Mich nit mehr will vergehen!

3060
Verflucht sei jede Sünd!

O weh’! was thate ich,
Daß ich ließ reizen mich
Zur grausenvollen Sünd!
Sieh’, ich bekenn’ mein’ Schuld.

Empfohlene Zitierweise:
Franz Joseph Holzwarth: Passionsbilder. Franz Kirchheim, Mainz 1856, Seite 248. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Holzwarth_Passionsbilder.djvu/254&oldid=- (Version vom 1.8.2018)