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Vergnügen einer Bekanntschaft mit Ibrahim ben Garb gekommen war. –

Der kleine Gelehrte, in dem aber die Seele eines mutigen, klugen Riesen steckte, zögerte nicht, den Gefährten über jenes Erlebnis, das nun gerade ein Jahr zurücklag, aufzuklären.

Er war damals, als Pilger verkleidet, in der heiligen Stadt Mekka gewesen, die jedem Ungläubigen ihre Tore verschließt. Auf dem Rückwege nach Hodeida hatte er sich einer Karawane angeschlossen, die Kaffeesäcke nach der Küste schaffte, die Eigentum eines reichen Kaufmannes aus Mekka waren. Die Landschaft Jemen, der südwestliche Teil Arabiens, ist ja seiner vorzüglichen Kaffeepflanzungen wegen in der ganzen Welt berühmt. Dieser Kaufmann hatte nun seine Tochter mit auf die Reise genommen, um sie später in Hodeida von einem europäischen Arzt von einem leichten Augenübel heilen zu lassen. – Ibrahim ben Garb und seine Bande überfielen dann eines Nachts die Karawane, gerade als der Doktor sich entfernt hatte, um ein Stück Wild zu erlegen. Nachher war es ihm dann aber doch geglückt, sowohl den Kaufmann als auch dessen Tochter aus den Händen der berüchtigten Räuber zu befreien, die für das Mädchen ein hohes Lösegeld hatten erpressen wollen.

„Sie sehen, lieber Bolz, – die Geschichte ist so alltäglich wie nur möglich,“ fügte er zum Schluß hinzu. „Merkwürdig daran ist nur das eine, daß Ibrahim sich noch heulte einbildet, ich hätte damals den Kaufmann nur deshalb befreit, um ähnlich mit ihm zu verfahren: eben ein wenig den Erpresser zu spielen! Deshalb rief er mir auch heute das Schimpfwort Mädchenräuber zu.“

Knirps, der bereits eine gehörige Achtung vor dem Wagemut des Doktors gehabt hatte, sah in diesem jetzt einen wahren Helden und hielt mit dieser Ansicht auch keineswegs hinterm Berge. Doch Pinkemüller lehnte all diese wortreichen Lobpreisungen kurz ab und meinte: „Wenn es mir gelingt, unseren in der Gewalt der Iringi befindlichen treuen Gefährten wohlbehalten zur Freiheit zurückzuverhelfen, dann mögen Sie meinethalben eine

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W. Belka: Ibrahim ben Garb, der Pirat der Wüste. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1916, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ibrahim_ben_Garb,_der_Pirat.pdf/15&oldid=- (Version vom 1.8.2018)