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Treff noch einer abermaligen ergebnislosen Jagd auf diese Tiere mit hängender Zunge zu den Reitern zurückkehrte. – Die Springmäuse, deren Hauptheimat Asien ist (in Südafrika kommt noch der 60 Zentimeter lange Springhase, äußerlich unserem Meister Lampe ähnlich, vor), sind Nachttiere, d. h., sie schlafen tagsüber in ihren in den Sand gegrabenen Löchern, die etwa so eingerichtet sind wie unsere Dachsbauten. Die Djerboa und Alaktaga leben gesellig in großen Trupps. Während diese Pferdespringer genannt, weil sie imstande ist, über ein Pferd hinwegzusetzen, bei kräftigerem Körperbau oben rötlichgelb gefärbt ist, trägt jene grauen, schwarzgesprenkelten Pelz; beide haben jedoch gleich kurze Vorderbeine, die beim Sprung so dicht an den Leib gezogen werden, daß man meint, die flinken Geschöpfe hätten nur zwei Beine. Im Altertum nannten die Naturforscher diese Gattung der wüstebewohnenden[1] Säugetiere daher auch Dipus, Zweifuß, und nahmen allen Ernstes an, hier eine große Seltenheit mit nur zwei Hinterbeinen vor sich zu haben. – Der Doktor konnte dem wissensdurstigen Karl Bolz auch berichten, daß das Fleisch der Springmäuse von den Arabern sehr geschätzt werde, nicht minder der kurzhaarige, weiche Pelz, der hauptsächlich für Kinder verarbeitet würde.

Seit langer Zeit hörten die Gefährten in dieser Nacht auch wieder Löwengebrüll. Es erklang aber aus so weiter Ferne, daß es den Knirps nicht weiter beunruhigte. Dieser fühlte sich jetzt auch, seit er wieder im Besitz einer guten Feuerwaffe war (denn die Büchse Ibrahims hatte sich bei einigen Probeschüssen als vorzüglich bewährt) bedeutend zuversichtlicher. Überhaupt waren die Gefährten jetzt wieder mit allem Nötigen reichlich versehen, hatten außer ihren Reittieren, dem Grauschimmel und dem erstklassigen[2] Dromedar des berüchtigten Räubers, noch vier Lastkamele, in deren Sattelsäcken sie auch allerlei Proviant, – Datteln, Hirse und Dörrfleisch, gefunden hatten.

Als der Morgen heraufzudämmern begann, erinnerte sich Pinkemüller auch an die noch unvollendete Erzählung der Abenteuer des Dicken in jener Grotte, in die dieser so plötzlich gegen seinen Willen hinabgesaust war.

„Hm – da gibt’s nicht mehr viel zu sagen“, meinte


  1. Vorlage: wüstewohnenden
  2. Vorlage: erklassigen
Empfohlene Zitierweise:
W. Belka: Ibrahim ben Garb, der Pirat der Wüste. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1916, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ibrahim_ben_Garb,_der_Pirat.pdf/17&oldid=- (Version vom 1.8.2018)