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meckernden Lachen. „Hier in der Wüste ist Reifbildung gar nicht so selten, zumal wir uns doch auf einer Hochebene befinden, die den Übergang zu dem Dschebel Akdar, dem Hauptgebirge Omans, darstellt.“

„Nun – so schlimm wurde es mit der Kälte doch nicht. Die starke Luftabkühlung kam den Gefährten vielmehr sehr gelegen. Der heutige Abend- und Nachtritt beanspruchte weit weniger Kräfteverbrauch als gewöhnlich. Pinkemüller hatte die Fährte der beiden Späher mit Treffs Hilfe bereits nach drei Stunden trotz der Dunkelheit gefunden, nahm den Hund nun an eine lange Fangleine und schlug eine Gangart ein, daß dem Knirps auf seinem hohen Sattelsitz Hören und Sehen verging.

Man kam auf diese Weise sehr rasch vorwärts, und bereits kurz nach Mitternacht wurde der ansteigende Boden immer steiniger, – man näherte sich den Bergen, die auch das Ziel der Iringi gewesen waren, wie Pinkemüller gleich vermutet hatte.

„Ich denken“, meinte dieser, als die Gefährten eine Weile im Schritt ritten, um die Tiere etwas verschnaufen zu lassen, – „ich denke, wir werden dort vor uns irgendwo in einem versteckten Tal den Lagerplatz der braunen Gesellschaft vor uns haben, die uns unsere Freunde entführt hat. Insofern sind uns also die beiden Kundschafter sehr zu paß gekommen. Ich hätte sonst wohl lange suchen müssen, ehe ich den Schlupfwinkel des verfemten Stammes aufgefunden hätte, zumal jene Abteilung der Iringi, der wir zuerst folgten, ohne Frage auf weiten Umwegen heimgekehrt ist, um uns irrezuführen.“ –

Etwa zehn Minuten später blieb dann Treff mit einem Male wie angewurzelt stehen und knurrte leise.

„Der Hund warnt uns“, flüsterte der Doktor dem Dicken zu. „Warten Sie hier auf mich. Ich muß feststellen, was es da vorn Verdächtiges gibt.“

Pinkemüller glitt aus dem Sattel, warf Karl Bolz die Zügel seines Pferdes zu, nahm seine Büchse schußfertig in den Arm und verschwand mit Treff in der Dunkelheit.

Der zurückbleibende Knirps beeilte sich, gleichfalls aus dem Sattel zu kommen, ließ erst sein prächtiges Dromedar und dann auch die Lasttiere niederknien, die

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W. Belka: Ibrahim ben Garb, der Pirat der Wüste. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1916, Seite 20. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ibrahim_ben_Garb,_der_Pirat.pdf/21&oldid=- (Version vom 1.8.2018)