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einer Höhe mit den beiden Deutschen, als drüben sein Verfolger erschien.

Hatte der Anblick des mit der Geschwindigkeit eines Rennpferdes dahinsausenden Riesenvogels dem Knirps einen Ausruf des Staunens entlockt, so verwandelte sich dies Gefühl der Bewunderung schnell in den heftigsten Schreck, – denn der, der es auf den Strauß abgesehen hatte, war ein auf einem selten schönen Grauschimmel sitzender Beduine im hellbraunen Burnus, der eine moderne Jagdbüchse quer über den Sattel gelegt hielt, während die andere Hand leicht und sicher die Zügel führte.

Der Reiter war so vollständig von seiner Jagdleidenschaft in Anspruch genommen, daß er die regungslos dastehenden Zuschauer dieser Straußenhetze erst gewahr wurde, als der kleine, hagere Doktor ihm ein lautes Halt! entgegenrief und gleichzeitig seine Waffen auf den braunen Jäger anlegte, dem es denn auch gelang, sein Roß fast auf der Stelle zu bannen, wo der halb warnende, halb unbedingten gehorsam heischende Befehl des Doktors ihn erreicht hatte.

Traugott Pinkemüller verfolgte, die Büchse im Anschlag, jede Bewegung des Beduinen, in dessen dunklem Gesicht ein Paar große, schwarze Augen voll wilden Feuers brannten, während ein krauser, schwarzer Bart Kinn und Wangen bedeckte.

Der dicke Karl Bolz hätte sich zu gern heimlich seitwärts in die Büsche geschlagen. Der Wüstenbewohner schien ein recht gefährlicher Bursche zu sein, zumal sich in dessen Besitz ein modernes Gewehr befand und auch in dem Gürtel die Kolben zweier Revolver sichtbar waren. Mit angstvoller Spannung wartete der Knirps daher auf die weitere Entwicklung der Dinge.

Da öffnete der Beduine auch schon den Mund und rief dem kleinen Doktor in tadellosem Englisch zu:

„Also begegnen wir uns doch noch einmal im Leben! Wer hätte das gedacht …!“ Beißender Spott klang durch diese Worte hindurch. Und mit einem Lächeln teuflischen Hohnes fügte er hinzu: „Wir können jetzt also unsere Rechnung erledigen, Master Mädchenräuber! Meine Leute werden gleich hier sein. Dann werde ich Sie einladen, mich

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W. Belka: Ibrahim ben Garb, der Pirat der Wüste. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1916, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ibrahim_ben_Garb,_der_Pirat.pdf/9&oldid=- (Version vom 1.8.2018)