Seite:IgnatowskiRelativ.djvu/13

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

voraussetzen, wie dies im folgenden stets geschehen soll, daß für auch ist und mit (Fig. 2) zusammenfällt:

(19)
(20)
(21)

     Wir sind somit zu den bekannten Lorentzschen Transformationen gekommen, nur daß an Stelle von (wo die Lichtgeschwindigkeit im Vakuum bedeutet) hier die universelle Raumkonstante steht.

     Aus (19) und (20) ersieht man, daß der Übergang von dem ungestrichenen zum gestrichenen System einfach dadurch bewerkstelligt wird, daß man die gestrichenen Größen durch die ungestrichenen ersetzt und umgekehrt, und durch . Diese Regel ist im folgenden stets anzuwenden.

     Bei unserer Art der Ableitung der Transformationsgleichungen (19) und (20) haben wir jede spezielle physikalische Erscheinung ausgeschaltet und können deshalb tatsächlich als eine Konstante des Raumes betrachten. Es bleibt uns nur noch übrig, den Zahlenwert dieser Konstante zu bestimmen. Da eine universelle Konstante ist, so kann sie mit Hilfe einer beliebigen Erscheinung bestimmt werden. Am einfachsten geschieht dies aber mit Hilfe des Konvektionspotentials einer gleichförmig bewegten Punktladung[1]; man erhält dann

(22)

     Der Ausdruck (18) für kann nicht imaginär sein, d. h. darf nicht größer als die Lichtgeschwindigkeit werden. Nun ist aber die Geschwindigkeit einer unserer Welten, resp. eines bestimmten Bezugssystems. Es kann sich also kein Bezugssystem mit Überlichtgeschwindigkeit bewegen.

     Wir denken uns jetzt im Raum unendlich viele Bezugssysteme, die sich von einem aus beurteilt (von uns aus, vom System ) alle translatorisch, nach allen möglichen Richtungen und mit allen möglichen konstanten Geschwindigkeiten bewegen.

     Ein Bezugssystem ist aber kein mathematisches Gebilde, sondern eine substanzielle Welt mit ihren Beobachtern. Man kann deshalb annehmen, daß, bei einer beliebigen Bewegung eines substanziellen Punktes, unter den obigen Bezugssystemen sich immer eins finden läßt, welches sich mit derselben Geschwindigkeit bewegt wie der betreffende


Empfohlene Zitierweise:
Wladimir Sergejewitsch Ignatowski: Das Relativitätsprinzip (Ignatowski). Archiv der Mathematik und Physik, Leipzig 1911, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:IgnatowskiRelativ.djvu/13&oldid=- (Version vom 24.4.2024)