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Illustrirte Zeitung, Nr. 1 vom 1. Juli 1843


Madame Schröder–Devrient.

Zug von Centauern und Bachantinnen in Bachus’ Gefolge darstellend, und somit die komische Muse bezeichnend, von dem wol zu wünschen wäre, daß der so ausgezeichnete Künstler uns mindestens durch einen gestochenen oder lithographirten Umriß die halblebensgroßen Gestalten ebenfalls näher brächte. An eben derselben Seite finden wir noch Statuen von Tänzerinnen und Faunen, vom Bildhauer Selig gefertigt, und von allen drei Künstlern sehen wir noch in diesem Jahre der Aufstellung der Statuen von Sophokles, Aristophanes, Shakespeare, Molière, Gluck und Mozart in den dazu bestimmten Nischen entgegen.

So bot denn das neue Schauspielhaus eine anziehende Vereinigung aller bildenden Künste dar, und Dresden durch die Vorsorge und Liberalität seines Königs einen Tempel der Schauspielkunst, wie vielleicht jetzt kein zweiter in Deutschland zu finden sein dürfte. Um so wünschenswerther wäre es daher, wenn namentlich sein genialer Baumeister, Prof. Semper, in einer eignen kleinen Schrift mit Umrissen uns in das nähere Detail dieses in so vieler Hinsicht wichtigen und bemerkenswerthen Bauwerks einführte.

Nachdem nun am 31. März 1841 das alte Schauspielhaus – das alsdann noch in demselben Jahre abgetragen und der daran stoßende östliche Porticus des neuen vollends ausgebaut ward – mit der Darstellung der Lessingschen Minna von Barnhelm, als dem ältesten, noch auf seinem Repertoir gebliebenen Stücke, und einem von Th. Hell gedichteten und vom Hofschauspieler Burmeister, als dem ältesten Mitgliede, gesprochenen Epiloge geschlossen worden war, wurde das neue am 12. April desselben Jahres mit dem obengedachten Prologe und Goethe’s Tasso eröffnet, dem darauf in zweckmäßig geordneter Reihenfolge die ältern und neuern Meisterwerke sowol der Oper – deren erste Euryanthe – als des Schauspiels folgten.

Der Zuschauerraum des neuen Hoftheaters enthält ein Parkett und Parterre, ein Amphitheater nach einer neuern ansprechenden Construction und 5 Reihen Logen, und kann außer den reservirten Räumen für den Hof mehr als

Das königliche Hoftheater zu Dresden.

1600 Personen in sehr bequemen Plätzen fassen. Die Aufgabe der Akustik ist aufs Vollkommenste gelöst, da man überall gleich gut und deutlich hört, ebenso auch hinsichtlich der Perspective es nur wenige Plätze gibt, wo man nicht die ganze Bühne übersähe. Die Räumlichkeit auf der Bühne ist die angemessenste, so wie deren Verhältniß in Breite und Höhe, wobei noch zu bemerken, daß das Podium nicht schief hinaufgeht, sondern ganz eben gelegt ist, was für die Maschinerie von großem Vortheil sich zeigt. Bühne, Zuschauerraum, Corridor, sowie der prachtvolle Foyer werden aufs Glänzendste durch mehr als 800 Gasflammen erleuchtet, und ist die dafür vom Commissionsrath Blochmann getroffene Einrichtung eine in der That bewundernswerthe, indem durch eine ganz einfache, auf den kleinsten Raum beschränkte Vorrichtung auf der Bühne selbst, nicht nur alle Flammen der Rampe und der Coulissen, sondern auch die des prachtvoll decorirten und im reichsten, durch matte Glasglocken gemilderten Lichte strahlenden Kronleuchters, in vielfachen Abstufungen vom hellsten Glanze bis zum fast völligen Verlöschen, von dort aus mit einer leichten Drehung einer Schraube behandelt werden.

So vereinte sich alles, dieses neue Schauspielhaus in seinen äußern Bedingungen zu einer wahren Zierde der Stadt, wie einem würdigen Tempel der Kunst zu gestalten, und der König belohnte auch für die dabei bewiesene Pflichttreue und bewährte Kenntniß den Generaldirector Geh. Rath von Lüttichau mit dem Großkreuze und den Professor Semper mit dem Ritterkreuze des Civilverdienstordens.

Unsere Illustrationen bieten den geehrten Lesern die sehr gelungenen Portraits der drei Mitglieder der Dresdner Bühne, welche an den beiden ersten Abenden die Hauptrollen spielten; Herrn Emil Devrient, welcher den Tasso, Madame Schröder-Devrient, welche die Euryanthe, und Herrn Joseph Tichatschek, welcher den Adobar gab.

Spätern Mittheilungen behalten wir die Würdigung der innern Verhältnisse der Bühne, des Kunstwerthes der Darstellungen und der dahin gehörenden Beziehungen vor.

I2.



Ein Reisemärchen.
Erzählt von

Plinius dem Jüngsten.
Illustrirt von Tony Johannot.

Der französische Griffel und die deutsche Feder, die übersprudelnde Phantasie eines Johannot und die reiche Erfindung eines Plinius haben sich vereinigt, um unsere Zusage zu lösen und unsern Lesern ein Märchen zu erzählen so duftig und so wunderlich, wie die lichten Träume es bringen, welche in lauen Frühlingsnächten die Seele bewegen, und am Morgen vergessen sind und nichts übrig lassen, als die Sehnsucht nach neuen Träumen. Wir geben heute nur den Anfang, und endet es nicht früher von selbst, so soll nur von Ihrem Gefallen das Ende bedingt sein.

Empfohlene Zitierweise:
: Illustrirte Zeitung, Nr. 1 vom 1. Juli 1843. J. J. Weber, Leipzig 1843, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Illustrirte_Zeitung_1843_01.pdf/12&oldid=- (Version vom 11.10.2020)