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Illustrirte Zeitung, Nr. 3 vom 15. Juli 1843


man kann sie ja ohne alle Mühe überschlagen, wenn es nicht der Fall ist, und, ohne lange zu suchen, gleich wieder auf dem Festlande der Prosa weiterreisen.

Es sind übrigens auch Reiseerinnerungen, und da wir einmal zusammenreisen, freundlicher Leser, so gehören sie, denke ich, ebensowohl zum Ganzen, wie alles Andere, um so mehr, als sie uns noch deutlicher denn jenes zeigen, wie Franz sein Ich sich selber darstellte. Damit sie Dich aber nicht ermüden, wollen wir sie nur einzeln einschalten, und wenn sie Dir gar zu sehr mißfallen, betrachte sie als Löschblätter, die zwischen den Seiten liegen und wirf sie hinaus, ohne sie zu lesen. Franzens Muse war allerdings eine andere Dame, als Du Dir einbildest; sie gehörte nicht zu den neun Schwestern des Alterthums, sondern war ein nachgeborenes Kind, so zu sagen ein Findelkind des Apoll und hieß Eventura.

Waren es Mißgeburten, die Franz mit ihr in das Leben rief? Mir kommen sie allerdings etwas wunderlich vor. Urtheile jedoch lieber selbst.

Faustgedanken.

Wer kämpft nicht gegen Raum und Zeit
Mit Faust’s rebellischen Gedanken,
Wer strebt nicht über Erdenschranken
Hinaus nach Unermeßlichkeit?
Einmal naht Jedem solcher Tag,
Wo er, was sonst ihn herzlich freute,
Mit Blumen seinen Pfad bestreute,
Nicht länger lieben will, noch mag.

Dann noch gefesselt sein am Ort,
Den selten man sich selber wählte
Und wo man oft die Stunden zählte
Mit heißem Wunsch: O wär’ ich fort!
Das ist der schwerste Zwang und Bann,
Das schrecklichste von allen Leiden,
Daß man dem Drange, rasch zu scheiden,
Doch nicht Gehorsam leisten kann.

So trifft auch mich der Menschheit Fluch.
Ich hatte Alles überwunden,
Zerrissen, was mich sonst gebunden
Und mich so lang’ in Fesseln schlug.
Ein freier Mann wähnt’ ich zu sein
Nach so viel kummervollen Nächten;
Da stellt, gesandt von Höllenmächten,
Ein neues Hinderniß sich ein.

Den heut’gen Morgen grüßt’ ich froh
Als meinen lang ersehnten Retter.
Doch tobt’ ein so abscheulich Wetter,
Daß Alles in die Stuben floh.
Es läßt kein Hund sich draußen sehn
Und unaufhaltsam strömt der Regen;
Fürwahr, das ist ein schöner Segen,
Um auf die Wanderschaft zu gehn!

Ich kann nicht fort – es hält mich fest. –
O Mensch! das ist dein Loos auf Erden,
Daß dich die Furcht, recht naß zu werden,
Nie frei und sicher handeln läßt.
Sie hat selbst Aufruhr schon bekämpft,
Revolutionen, die Tyrannen
Mit Schwert und Strick nicht konnten bannen,
Im Nu und wie zum Spiel gedämpft.

Drum wer als neuer Faust den Pact
Mit Mephistopheles will schließen,
Der Erde Freuden zu genießen,
Vergesse nicht, in dem Contract
Die Clausel wohl zu schalten ein:
„Wenn ich zum Dienst mich dort bequeme,
Darf, falls ich Reisen unternehme,
Hier niemals schlechtes Wetter sein.“

Denn Regenguß und kalter Wind,
So wie zur Unzeit große Hitze,
Sie lehren uns, trotz allem Witze,
Wie wenig doch wir Menschen sind.
Auch wird der Teufel nie bereit
Sich zeigen, uns das zu gewähren;
Er muß das schlechte Wetter ehren
Als seine beste Erntezeit.

(Fortsetzung folgt.)



Vater! Laß mich den Kometen sehen! – Halt’s Maul, Junge! Ich habe den Kern.


Literarische Anzeigen.

LONDON.
EIN HANDBUCH FÜR REISENDE
von
J. F. NEIGEBAUR,
Königl. Preuss. General-Consul der Moldau und Wallachei,

30 Bogen, Velinpapier, gebunden. Preis 2 Thlr.

Inhalt.

Einleitung.Chronik von London.Die Reise nach London.

Allgemeine Ansicht von London: Die Strassen. – Die Parks. – Die Squares und andere öffentliche Plätze. – Die Brücken und die Brückenzölle. – Der Themse-Tunnel. – Temple-Bar und andere Eingangsbogen und Thore. – Die öffentlich aufgestellten Bildsäulen. – Das Monument.

Die Kirchen: St. Paul’s Kathedrale. – Westminster-Abtei. – Die Kapelle Heinrich VII. – Poet’s Corner. – Aller Seelen Kirche. – St. Martin’s-in-the-Fields. – Die andern bischöflichen Kirchen. – Die Kapellen der bischöflichen Kirche. – Die römisch-katholischen Kapellen. – Die Synagogen. – Die Gotteshäuser der Quäker. – Die ausländischen protestantischen Kirchen und Kapellen. – Die Andachtshäuser der Dissenter.

Die Königlichen Paläste und andere öffentliche Gebäude: St. James’s Palace. – Buckingham, jetzt Queen’s Palace. – Kensington Palace. – Lambeth Palace. – Das Admiralitätsgebäude. – Whitehall. – Die Königlichen Stallungen. – Der Tower. – Die Parlamentshäuser. – Westminster-Hall. – Guildhall. – Das Mansion-house. – Die Bank. – Die Börse. – Trinity-house. – Das Zollhaus. – Das Steuer-Amt. – Das General-Postamt. – Sommerset-house. – Die Verkaufshalle. – Horseguards. – Die Schatzkammer. – Council-office. – East-India House. – Die Münze. – Das Controlamt. – Herald’s College. – The Adelphi. – Sessionshouse zu Old Bailey und Clerkenwell.

Privatgebäude.

Kunstsammlungen und wissenschaftliche Anstalten: Das Brittische Museum. – Die National-Gallerie. – Die Königliche Akademie. – Das Britische Institut. – Ausstellungen von Gemälden u. s. w. – Die Königliche Gesellschaft der Wissenschaften. – Gesellschaft der Alterthumsforscher. – Gesellschaft der Künste. – Königliche Gesellschaft der Literatur. – Die beiden Londoner Universitäten: University College. King’s College. – Die Königliche Akademie der Musik. – Die Zoologische Societät und ihre Gärten. – Anderweite gelehrte und Kunstvereine, Anstalten und Museen. – Das Diorama, Panorama und Colosseum. – Das Cosmorama. – Das Polytechnische Institut. – Die Egyptian-hall.

Privatgemälde, Gallerien u. Kunstsammlungen.

Anstalten für Handel und Verkehr: Die Docks. – Fabriken. – Handel. – Gasbeleuchtungs-Gesellschaften. – Bazars. – Arcaden. – Einrichtung des Postamts. – Märkte und die Versorgung Londons mit Lebensmitteln u. s. w. – Eisenbahnen.

Wohlthätigkeitsanstalten u. Vereine zur Erziehung und Verpflegung der Armen: Christ’s Hospital. – Charter-house. – Westminster-Schule. – Das Findelhaus. – Greenwich-Hospital. – Chelsea-Hospital. – Bethlehem-Hospital. – Almosenhäuser. – Dispensarien. – Wohlthätigkeits-Vereine.

Gegenstände der Verwaltung: Die Polizeiverwaltung. – Die öffentliche Gottesverehrung. – Die Rechtspflege. – Die Gerichtshöfe. – Die Gefängnisse. – Das Medicinalwesen. – Die Presse und die Zeitungen. – Die Begräbnissplätze.

Vergnügungsorte: Theater. – Vauxhall-Gärten. – Oeffentliche Bälle, Concerte u. s. w. – Spaziergänge. – Cigar-Divans. – Clubhäuser. – Theegärten.

Anstalten für die Bedürfnisse u. Bequemlichkeit der Reisenden: Hôtels. – Souperzimmer. – Oeffentliche Wagen. – Boote auf der Themse und Dampfpacketboote. – Fahrtaxe. – Pferde-Auctionen. – Handelsgärten. – Bäder. – Banquiers.

Die neuesten und die noch zu erwartenden Verschönerungen u. Verbesserungen.

Die Bewohner Londons und das Leben in dieser Hauptstadt: Seelenzahl. – Wachsthum der Bevölkerung. – Geburten und Todesfälle. – Krankheiten. – Selbstmorde. – Verbrechen. – Die Gesellschaft: Vergleichung mit Deutschland von einer Engländerin. – Die erste Gesellschaft. – Vergleichung der Londoner Aristokratie mit der deutschen. – Die Almacks-Bälle. – Sitten und Gebräuche. – Das Leben des Fremden in London. – Möglichkeit, wohlfeil zu leben.

Wegweiser durch London nach der alphabetischen Ordnung der Strassen.

Anleitung, die Merkwürdigkeiten u. Umgebungen Londons in dreizehn Tagen zu sehen.

Aufzählung des Vorzüglichsten, was während des Jahres Sehenswerthes in London vorfällt.

Die Umgegend von London.

Ein Ausflug nach Schottland.

Leipzig, im Juli 1843.
J. J. WEBER.
Empfohlene Zitierweise:
: Illustrirte Zeitung, Nr. 3 vom 15. Juli 1843. J. J. Weber, Leipzig 1843, Seite 47. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Illustrirte_Zeitung_1843_03.pdf/15&oldid=- (Version vom 7.1.2019)