Seite:Internationale Bibliothek (Müller, New York, 1887-1891) Heft 03 Seite 08.jpg

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Johann Most: Die Gottespest

Wohl ist es wahr: Diese Strolche können heute ihr göttliches Banditengewerbe nicht mehr in der althergebrachten Weise treiben, wenn auch Gotteslästerungsprozesse und dgl. immer noch vorkommen; dafür haben sie sich aber desto mehr auf Familienschleicherei, auf Weiberbeeinflussung, auf Kinderfang und Missbrauch der Schule geworfen. Ihre Heuchelei hat eher zu- als abgenommen. Selbst der Presse haben sie sich in einem sehr hohen Grade bemächtigt, seitdem sie bemerkten, dass sie nicht mehr im Stande seien, die Buchdruckerei als solche wieder aus der Welt zu schaffen.

„Wo ein Pfaff’ hintritt, wächst 10 Jahre lang kein Gras mehr,“ lautet ein altes Sprüchwort. Das heisst mit anderen Worten: Ein Mensch, der einmal den Pfaffen unter den Klauen gerathen ist, hat aufgehört gedanklich fruchtbar zu sein. Seine Gehirnmaschinerie stockt, statt derselben kriechen religiöse Maden und göttliche Würmer in seinem Schädel umher. Er gleicht einem Schafe, das die Drehkrankheit hat.

Diese Unglücklichen sind um ihren eigenen Lebenszweck betrogen und, was noch schlimmer ist, bilden den grossen Tross im Gefolge der Widersacher von Wissenschaft und Aufklärung, von Revolution und Freiheit. Wo es immer gilt, neue Ketten für die Menschheit zu schmieden: sie sind bereit, in stumpfsinnigem Unverstand wie besessen darauf loszuhämmern. Wenn gegen die fortschreitende Entwickelung der Dinge Hindernisse in den Weg gewälzt werden sollen. Diese Hottentotten werfen sich nöthigenfalls in ihrer ganzen breiten Masse dem Strome der Zeit entgegen. Wenn man sich daher anschickt, diese Geisteskranken zu kuriren, so thut man nicht nur ein gutes Werk den Betreffenden gegenüber, sondern man steht auch im Begriffe, einen Krebsschaden auszubrennen, an welchem das ganze Volk leidet, und der schliesslich unbedingt total ausgetilgt werden muss, wenn die Welt endlich eine Stätte für Menschen werden soll, statt, wie bisher, ein Spielplatz für Götter und Teufel, welche mit uns Schindluder treiben.

Heraus also mit der Religion aus den Köpfen und nieder mit den Pfaffen! Die Letzteren pflegen zu sagen, der Zweck heilige das Mittel. Wohlan! Wenden wir diesen Grundsatz endlich auch gegen sie an! Unser Zweck ist die Befreiung der Menschheit aus jeglicher Sklaverei, aus dem Joche sozialer Knechtschaft, wie aus den Fesseln politischer Tyrannei, nicht minder, ja vor Allem, aus dem Banne religiöser Finsterniss. Jedes Mittel zur Erreichung dieses hohen Zieles muss von allen wahren Menschenfreunden für recht erkannt und bei jeder sich darbietenden Gelegenheit in Anwendung gebracht werden.

Jeder religionslose Mensch begeht eine Pflichtvernachlässigung, wenn er täglich und stündlich nicht Alles aufbietet, was in seinen Kräften steht, die Religion zu untergraben. Jeder vom Gottesglauben Befreite, der es unterlässt, das Pfaffenthum zu bekämpfen, wo und wenn und wie er nur immer Gelegenheit dazu hat, ist ein Verräther seiner Sache. Also Krieg dem schwarzen Gesindel –, unversöhnlichen