Seite:Internationale Bibliothek (Müller, New York, 1887-1891) Heft 05 Seite 07.jpg

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Zentralismus ist in letzter Instanz Verknöcherung, Kastenthum, Chineserei. Föderalismus ist Ideenwettkampf, elastischer Entwickelungsschwung, rastloser Kulturfortschritt. Anarchismus ist die Harmonie der Menschheit!

Einige Anarchisten französischer Schule gehen in dieser Beziehung weiter und sagen, es werde in der zukünftigen Gesellschaft jegliche systematische Gliederung und insbesondere jede auch die freiwillig eingegangene Arbeitspflicht fehlen; ebenso könne da von einem Einkommen der Individuen je nach deren Arbeitsleistung nicht die Rede sein, weil ein solches Verhältniss nicht die volle und ganze individuelle Freiheit darstelle. Sie sagen, alle vorhandenen Dinge müssen da einfach Jedem zur unbeschränkten Verfügung stehen und Jeder werde dann schon ganz von selbst das Seinige zur Genussmittel-Erzeugung etc. beitragen. Diese Erklärung ist allerdings ungemein einfach, dürfte jedoch in weiteren Kreisen nur sehr schwach einleuchten und kann mithin als Agitations-Faktor keine besonders grosse überzeugende Kraft besitzen.

Wer kann überhaupt wissen, wie sich die Dinge äussersten Falles gestalten. Wir geben uns vorläufig damit zufrieden, solche Verhältnisse für die Zukunft zu muthmassen – denn über die Muthmassung hinaus geht natürlich Alles, was in dieser Hinsicht gesagt werden kann, überhaupt nicht, – welche die phantasiefreie Logik der Thatsachen nahe legt.

Jene Folgerung, wornach die Menschen der Zukunft ohne jede eingegangene Verpflichtung thätig sein werden, geht von der Annahme aus, dass alle Menschen eine angeborene Arbeitslust haben. Die Arbeit ist aber jedenfalls nur ein nothwendiges Uebel, eine unangenehme Sache, welche niemals ihrer selbst willen, sondern nur ihres Zweckes halber, nämlich deshalb betrieben wird, weil ohne Arbeit Genussmittel nicht hergestellt werden können. Eine Arbeitslust gibt es daher nicht, wenn auch manche Arbeit unter dem Einfluss der Gewohnheit etc. mehr oder weniger gern verrichtet und förmlich wie eine Spielerei betrieben werden mag.

Im Uebrigen ist jedenfalls dieser Punkt viel zu spekulativer Natur, als dass derselbe als Zankapfel angesehen werden sollte. Wir erwähnten denselben nur, um in dieser Beziehung die von einander abweichenden Schulmeinungen zu registriren.

Gleichzeitig bemerken wir von vornherein, dass Alles, was wir im Nachstehenden zu sagen haben, keineswegs positive Vorschläge hinsichtlich der künftigen Gesellschaft vorstellen soll, wie vielfach behauptet worden ist, sondern, dass wir hier nur Muthmassungs-Betrachtungen anstellen, um die Möglichkeit einer freien Gesellschaft, gleichsam per Anschauungs- und Exemplifikations-Unterricht zu illustriren.

Da die früher erwähnten Organisationen nicht blos Menschen repräsentiren, sondern auch Sachen – Grund und Boden, Fabriken, Werkzeuge, Rohstoffe und fertige Verbrauchsartikel – so frägt es sich: Wem gehören diese Dinge?

Was die fertigen Sachen anbetrifft, so gehören sie vermuthlich zunächst derjenigen Organisation, aus deren Thätigkeit sie hervorgegangen