Seite:Internationale Bibliothek (Müller, New York, 1887-1891) Heft 05 Seite 12.jpg

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das auf Grund eines zwangslosen Spieles der auf einander angewiesenen Volkskräfte – auf Grund der anarchistischen Ordnung!

Die früher erwähnte Anarchisten-Schule, nach welcher Jeder arbeitet, wenn er Lust hat, und von den vorhandenen Dingen nimmt, was er wünscht, verwirft natürlich jede Art von Tauschmitteln. Sie will sogar von einer Produktions- und Vorraths-Statistik nichts wissen. Sollte es wirklich ohne solche Einrichtungen einmal abgehen, so haben wir natürlich auch nichts einzuwenden; vorläufig scheint uns aber eine solche Annahme wenig Wahrscheinlichkeit für sich zu haben, weshalb wir uns bei unserer Darstellung mit dieser Möglichkeit nicht weiter befassen.

Nicht alle Menschen erzeugen eigentliche Waaren (greifbare Produkte), und können doch auch unentbehrliche Förderer des allgemeinen Glückes sein und sich in einer nutzbringenden Weise bethätigen. Das sind diejenigen Kopfarbeiter, welche durch ihr Schaffen irgend welche vernünftige Bedürfnisse der Menschen befriedigen.

Von vielen der heute existirenden Kopfarbeiter kann etwas Derartiges nicht behauptet werden. Ja die meisten derselben sind in ihrem Handeln absolut menschenfeindlich, kulturwidrig, freiheittödtend und darum in einer freien (anarchistischen) Gesellschaft durchaus zwecklos, existenzunberechtigt und darum auch undenkbar. Wir verweisen beispielsweise in dieser Hinsicht nur auf das Pfaffenthum, die Advokaten und sonstigen Justizschwindler, die Diplomaten, Bureaukraten, Literatur-Prostituirten u. s. w. u. s. w.

Diejenigen aber, welche Kunst und Wissenschaft, Erziehung und Gesundheitspflege in der freien Gesellschaft zu besorgen berufen sind, haben natürlich für ihre Thätigkeit auch ein entsprechendes Entgelt zu beanspruchen.

Sie haben kein Recht, ihr höheres Wissen monopolistisch zu verwerthen, resp. das Publikum in unverschämter Weise zu brandschatzen, weil sie ihre Fähigkeiten nur durch die Beihülfe der Gesellschaft erlangen konnten – zumal im Zustande der Freiheit und Gleichheit, bei welchem diese erziehliche Unterstützung Allen im nämlichen Grade zu Theil wird und lediglich Talent und Neigung – also Elemente, welche Niemandem ein Privilegium verleihen können – bei der höheren Ausbildung nach dieser oder jener spezielleren Richtung hin den Ausschlag geben werden.

Dagegen haben die Kopfarbeiter natürlich für ihre Leistungen die nämliche Entlohnung zu beanspruchen, wie die Handarbeiter.

Uebrigens ist es keinem Zweifel unterworfen, dass die Konsequenzen des anarchistischen Systems schliesslich dahin führen werden, dass die Kopf- und Handarbeit keine getrennten Kategorien mehr sind.

Vermittelst einer gleichen und wissenschaftlichen Erziehung werden die Menschen mehr und mehr sammt und sonders einen hohen Grad allgemeiner Bildung erlangen. Vermöge einer mit der Entwickelung der Technik stetig abnehmenden täglichen Arbeitszeit wird andererseits den Menschen in immer ausgedehnterem Massstabe