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Ich nahm an, daß Sie die Schlüssel eingesteckt und dann mit Schwechten den Plan verabredet hatten, der ja der ganzen Sachlage nach so gut wie gar keine Gefahr bot. Weiteres hoffte ich dann durch Ihre Observierung herauszubringen.

Gegen sechs Uhr abends bezog also ein Beamter in Zivil den Posten vor Ihrem Hause, einen zweiten beorderte ich vor das Ihres Onkels. Dem Ihnen vor der Tür gesetzten Aufpasser entzogen Sie sich aber nachher auf recht anerkennenswerte Weise, indem Sie schnell in ein Auto sprangen und davonfuhren. Gegen halb neun abends erschienen Sie wieder in Ihrer Wohnung, um sie bald darauf abermals zu verlassen. Dieses Mal blieb Ihnen mein Beamter jedoch auf der Spur und wurde so Zeuge, wie Sie den Hut und einen zweiten Gegenstand in die Spree warfen. Kurz darauf erhielt ich schon die Meldung von diesem Vorfall. Inzwischen war auch der Brief der Geheimrätin eingetroffen. Um die Sachlage zu klären, ließ ich Sie beide für heute vorladen. Daß Sie kein reines Gewissen hatten, merkte ich sehr bald. Sie sind ein schlechter Schauspieler. Und jetzt – jetzt sitzen Sie eben fest.“

Ich konnte nicht länger an mich halten.

„Meinen Sie etwa, ich bin der Mörder des Schauspielers?!“ rief ich mit ehrlicher Entrüstung.

Hiller zuckte die Achseln. „Das weiß ich noch nicht genau. Eigentlich nehme ich es nicht an. Ich habe meine Ansicht über diesen Kriminalfall nach dem, was die Geheimrätin aussagte, etwas korrigieren müssen. Doch nun lassen Sie mich einmal fragen: Hatten Sie mit Schwechten den Einbruch gemeinsam geplant?“

Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Irrende Seelen. Leipziger Kriminalbücherverlag, Werner Dietsch Verlag, Leipzig 1919, Seite 100. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Irrende_Seelen.pdf/100&oldid=- (Version vom 1.8.2018)