Seite:Irrende Seelen.pdf/118

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

den Kopf tief auf die Brust gesenkt. Und doch fühlte ich seine Blicke wie sengende Strahlen auf meinem bleichen Gesicht.

Als der Kommissar dann weiter sprach, war das Triumphierende aus seiner Stimme verschwunden. In freundlich überredendem Ton suchte er mich zu einem ehrlichen Geständnis zu veranlassen. Aber soviel er auch auf mich einredete, ich schwieg hartnäckig. Was hätte ich auch noch sagen sollen …?! Nur die Wahrheit, die allein Marga und ich wußten, würden den Kommissar eines Besseren überzeugt haben. Und diese Wahrheit durfte nicht über meine Lippen kommen, oder aber ich hätte die Geliebte preisgeben, hätte erklären müssen, auf welche Weise die Papierschnitzel in meinen Besitz gelangt waren, daß ich den Toten bereits in dem Zimmer vorfand, daß Schwechten Marga gekannt haben müsse, daß er nichts als ein gemeiner Erpresser war, … und all das andere, woraus ich die Überzeugung geschöpft hatte, daß der Schauspieler durch die Hand eines Weibes gestorben war …

Mit kurzem Gruß verließ Hiller die Zelle. –

In welchem Zustande blieb ich zurück …?! Wegen Totschlags …?! Vielleicht winkte mir das Zuchthaus, vielleicht kam’s noch schlimmer. Ein geschickter Staatsanwalt konnte ja nur zu leicht aus den wider mich zeugenden Beweisen auch eine Anklage auf Tötung mit Vorsatz und Überlegung, auf Mord, herauskonstruieren. Das verwerflichste aller Verbrechensmotive – Habsucht, Geldgier – war ja vorhanden …!

Mein Hirn, überladen mit soviel Befürchtungen kaum mehr fähig, folgerichtig zu denken, fand

Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Irrende Seelen. Leipziger Kriminalbücherverlag, Werner Dietsch Verlag, Leipzig 1919, Seite 118. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Irrende_Seelen.pdf/118&oldid=- (Version vom 1.8.2018)