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Tag meiner Untersuchungshaft mit seinen beglückenden Überraschungen wird stets in meinem Gedächtnis als etwas Besonderes turmhoch alle anderen Erinnerungen überragen.

Ich war spät aufgestanden und saß noch beim Frühstück, als der Schließer in Begleitung eines Schutzmannes erschien. Dieser brachte mich dann über die langen Korridore treppauf treppab in ein kleines Zimmer, in dem nichts als eine Bank vor dem vergitterten Fenster stand.

Kaum hatte ich diese enge Stube, die wohl nur ein Teil eines größeren Zimmers war, betreten, als sich auch schon die niedrige Tür in der Wand öffnete und Kommissar Hiller sich zu mir gesellte. Er begrüßte mich auffallend freundlich, wobei er mich auch wieder mit „Herr Heiking“ anredete, was mir sofort auffiel.

Dann fuhr er mit leichter Verlegenheit fort:

„Offenbar stehen wir dicht vor einer für Sie günstigen Wendung in dieser Untersuchungssache, Herr Heiking. Vor etwa zehn Minuten ließ sich Fräulein Marga Benrath bei mir melden und teilte mir mit, daß sie in dem Fall Schwechten wichtige Enthüllungen zu machen habe. Ich möchte nun das Geständnis der Dame – denn um ein solches scheint es sich zu handeln – in Ihrer Gegenwart entgegennehmen. Bleiben Sie also bitte hier und verhalten Sie sich völlig still. Sie werden jedes Wort hören und können auch durch das Guckloch hier bequem den Nebenraum überblicken. Das Zimmer ist besonders für diese Zwecke eingerichtet, wie Sie sehen.“

Und dann trat Marga in den Nebenraum

Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Irrende Seelen. Leipziger Kriminalbücherverlag, Werner Dietsch Verlag, Leipzig 1919, Seite 120. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Irrende_Seelen.pdf/120&oldid=- (Version vom 1.8.2018)