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den Verstand zu verlieren, hat der Mann schützend seine Hände über mir gehalten, der jetzt hier unter falschem Verdacht gefangen sitzt. Fred Heiking ahnte den wahren Sachverhalt, und seine ermutigenden Worte waren es, die mir wenigstens etwas meine Fassung wiedergaben. Als ich dann später sah, daß auf mich keinerlei Argwohn fiel, nahm ich mir vor, auch fernerhin zu schweigen. Vergebens hat Fred Heiking mich gebeten, ich soll Vertrauen zu ihm haben und ihm die Wahrheit eingestehen. Ich brachte es nicht über mich. Trotzdem hat er sein Versprechen gehalten und sich sogar soweit für mich geopfert, daß er sich ruhig verhaften ließ und durch klug ersonnene Lügen den Schein weiter aufrechterhielt, als habe er Schwechten in der Notwehr erschossen.

Dieses Opfer, Herr Kommissar, konnte ich nie und nimmer annehmen – selbst nicht von dem Manne, der, wie ich sehr wohl weiß, mich aufrichtig liebt und dessen Liebe ich – weshalb soll ich diese nicht gestehen! – ebenso herzlich erwidere. In der verflossenen, schlaflosen Nacht habe ich mich zu dem nicht leichten Entschluß durchgerungen, endlich mein Geheimnis preiszugeben.“

Da litt es mich nicht länger in meinem Versteck. Ich riß die niedrige Tür auf, trat vor.

„Marga,“ rief ich, „Marga, du bleibst mein, und wenn alles um uns zusammenbricht.“

Sie war aufgesprungen. Und dann flog sie mit einem Jubelschrei in meine ausgebreiteten Arme. Fest drückte ich sie an mich, ganz fest. –

Eine halbe Stunde später durften wir gemeinsam

Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Irrende Seelen. Leipziger Kriminalbücherverlag, Werner Dietsch Verlag, Leipzig 1919, Seite 127. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Irrende_Seelen.pdf/127&oldid=- (Version vom 1.8.2018)