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das Polizeipräsidium verlassen. Der Sektionsbefund – die sonderbare Richtung des Schußkanals ließen Margas Angaben vollkommen glaubwürdig erscheinen. Es lag daher kein Grund vor, sie zurückzuhalten. Da Hiller fraglos absichtlich mir gegenüber jede Frage vermieden hatte, wie die beiden Schlüssel neben die Leiche gelangt waren, und ich mithin meinen Diebstahl nicht einzugestehen brauchte, gab man auch mir die Freiheit wieder, obwohl es ja noch genug dunkle Punkte in diesem Drama auszukitten gab, bei deren Klarstellung ich leicht in neue Schwierigkeiten hätte geraten können. Aber der Kommissar zeigte bei dieser Gelegenheit, daß er nicht nur Beamter, sondern auch Mensch war. –

Am Nachmittag desselben Tages berichtete ich dann meinen Verwandten und Marga meine schwere Verfehlung. Ich fand schnelle, gütige Verzeihung. Und Tante Johanna hatten wir es dann zu danken, daß auch Margas Eltern ihr einziges Kind, das für die eine in[1] jugendlicher Unerfahrenheit begangene Torheit so hart gestraft worden war, in Liebe wieder aufnahmen. –

Meine Abreise nach Windhuk wurde nun doch bis zum Januar verschoben. Am 3. dieses Monats führte der Dampfer „Kaiser“ der Woermann-Linie ein seliges junges Paar seiner neuen Heimat entgegen. –

Was ich weiter erlebte, gehört nicht mehr in diese Aufzeichnungen hinein. Nur eines will ich noch sagen zum Schluß: daß ich an Margas Seite ein volles, restloses Glück gefunden habe.


Ende.



  1. Vorlage unleserlich
Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Irrende Seelen. Leipziger Kriminalbücherverlag, Werner Dietsch Verlag, Leipzig 1919, Seite 128. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Irrende_Seelen.pdf/128&oldid=- (Version vom 1.8.2018)