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zum Nollendorfplatz. Als ich so an der Flurtür der zweiten Etage des neuen, hochherrschaftlichen Hauses, in dem Lautenborn zwei elegant möblierte Vorderzimmer bewohnte, läuten wollte, trat gerade des früheren Leutnants Wirtin, eine verwitwete Geheimrätin heraus, die mich dann auf meine höfliche Bitte einließ, da ich ihr als häufiger Besucher ihres Mieters von Ansehen gut bekannt war. Die Tür zu Lautenborns Vorderzimmer lag etwa in der Mitte des langen Korridors. Der hier ausgespannte, dicke Plüschläufer machte meine Schritte völlig unhörbar, so daß ich lautlos bis vor die betreffende Tür gelangte, hinter der ich ziemlich deutlich ein paar erregte Stimmen vernahm. Ich zögerte auch nicht einen Augenblick, den Lauscher zu spielen.

Jetzt vernahm ich Lautenborns etwas schrille Kommandostimme, die heftig hervorstieß –.

„Sie haben eben den Bogen von Anfang an überspannt, Schwechten! Hätten Sie nicht gleich Tausende verlangt, so wäre diese Geldquelle für uns noch weiß Gott wie lange geflossen.“

Darauf drinnen ein hämisches Lachen und die Antwort -.

„Sie wird schon wieder berappen, haben Sie keine Angst, mein Lieber. Wenn auch nicht augenblicklich, so doch später.“

Erst nach einer Weile wieder Lautenborns Entgegnung –.

„Trotz alledem bleibt’s ein elendes Geschäft. Ich fürchte fast, das Mädel entzieht sich uns mal durch – durch einen dummen Streich.“

Vorsichtig schlich ich zur Korridortüre zurück, schlüpfte hinaus und zog sie hinter mir ganz leise

Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Irrende Seelen. Leipziger Kriminalbücherverlag, Werner Dietsch Verlag, Leipzig 1919, Seite 20. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Irrende_Seelen.pdf/20&oldid=- (Version vom 1.8.2018)