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„Und nun wollen wir uns doch auch noch etwas den Übrigen widmen,“ meinte er, die Karten in die Presse legend.

Professor Hunzinger ging voraus in den Salon. Und diese Gelegenheit benutzte Onkel, um mir wortlos ein Zwanzigmarkstück in die Hand zu drücken, das ich ebenso wortlos in die Westentasche schob. Der Spender liebte es nicht, wenn man diese kleine Schlußszene der Skatpartie irgendwie beachtete.

Da Onkel in seiner bekannten Ordnungsliebe nun auch noch die Aschenbecher und die Biergläser zur Seite stellen wollte, nahm ich ihm die kleine Mühe ab und war daher bald allein in dem großen Herrenzimmer, dessen auf den Balkon hinaufführende Tür wir geöffnet hatten, um dem Zigarrenrauch Abzug zu verschaffen.

Als ich den Spieltisch abgeräumt hatte, trat ich auf den Balkon hinaus, um einen Augenblick die frische Nachtluft einzuatmen. Während ich noch auf die nächtliche Straße mit ihren blinkenden Laternenreihen hinabschaute, vernahm ich plötzlich hinter mir im Zimmer die Stimmen Rechtsanwalt Müllers und meines Onkels. Die vor der Tür hängenden Portieren verbargen mich vollkommen, so daß ich aufmerksam gemacht durch ihre Unterhaltung, näher trat und durch einen Spalt in den Vorhängen hindurchlugte.

„Die Sache hätte doch aber Zeit gehabt, lieber Müller,“ sagte Onkel Grunert jetzt, der ein Päckchen Banknoten in der Hand hielt. „Sie hätten das kleine Darlehen ruhig noch behalten können.“

Müller lächelte. „Ob das Geld bei mir im Schrank liegt oder bei Ihnen, Herr Generaldirektor,

Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Irrende Seelen. Leipziger Kriminalbücherverlag, Werner Dietsch Verlag, Leipzig 1919, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Irrende_Seelen.pdf/35&oldid=- (Version vom 1.8.2018)