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bleibt sich gleich. Am nächsten Ersten hätte ich’s ja ohnedies zurückzahlen müssen.“

„Wie Sie wollen, lieber Müller.“ Damit entschwand Onkel mir für einen Moment aus dem Gesichtskreis, den ich durch den Spalt übersehen konnte, erschien aber sofort wieder mit einem dicken Band eines Konversationslexikons in der Hand, den er jetzt vor sich auf den Tisch legte. Dann sagte er scherzend:

„Wenn Sie nun ein verkappter Gentleman-Einbrecher wären, so könnten Sie sich bequem in den Besitz meines Bargeldes setzen. Hier dies Lexikon, das so harmlos zwischen den übrigen auf dem Bücherbrett steht, ist nämlich meine Geheimkasse, eine hohle Atrappe in Buchform, wie Sie sehen. – Ein feiner Gedanke, wie …? – Da kann ein Spitzbube lange suchen, ehe er das Versteck findet.“

„Wahrhaftig! Eine glänzende Idee! In dem harmlosen Band liegen die Banknoten sicherer als in dem stärksten Tresor.“

„Freilich – freilich! Und die Hauptsache, – man hat es nicht nötig, sich so ein eisernes Ungetüm von Geldschrank ins Zimmer zu stellen. In diese Atrappe geht reichlich so viel hinein, wie ich für den Hausbedarf vorrätig haben muß. Alle meine sonstigen Papiere liegen gut behütet in meinem Safe der Deutschen Bank.“

Gleich darauf entfernten sich die beiden wieder, nachdem Onkel das Buch an seinen Platz zurückgestellt hatte.

Was in meinem Innern in der nächsten Minute vorging, ist schwer zu schildern. Dort lag nun, wenige Schritte von mir entfernt, das Mittel, mit

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Walther Kabel: Irrende Seelen. Leipziger Kriminalbücherverlag, Werner Dietsch Verlag, Leipzig 1919, Seite 36. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Irrende_Seelen.pdf/36&oldid=- (Version vom 1.8.2018)