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für Marga auch weiterhin abzuleugnen. Und plötzlich erwiderte ich, ohne recht zu wissen, wie mir die Worte über die Lippen kamen:

„Und wenn ich Marga liebte, Tante, was könnte das helfen?! Du kennst am besten meine Fehler, meine Schwächen, weißt, daß ich am allerletzten Mann wäre, der zur Ehe taugte. – Brechen wir daher dieses Gespräch ab, bei dem nie etwas Nützliches herauskommen kann.“

Doch so schnell gab sie mich noch nicht auf. „Du bist noch jung, Fred, kannst dich ändern. Wir, Onkel und ich, betrachten deine Leidenschaft für das Spiel mit milden Augen, haben schon oft gesagt, daß diese … diese erbliche Belastung vielleicht ganz unterdrückt werden würde, wenn einmal eine andere, noch stärkere Leidenschaft, eben die Liebe, sich deiner bemächtigte.“

Als ich schwieg, fuhr sie begütigend fort: „Erhoffen wir das Beste von der Zukauft, Fred. Schau nicht so trostlos darein. Ich habe so eine Ahnung, als ob sich in nächster Zeit schon alles zum Guten wenden wird.“ Und dann nach einer kurzen[1] Pause: „Wir, Marga und ich, gehen morgen vormittag mit den beiden Mädchen ins W.sche Kaufhaus[2]. Ich muß nämlich wieder einmal unsere beiden dienstbaren Geister neu einkleiden. Wenn du Zeit hast, schieße dich uns doch an. Du bist jetzt dein freier Herr.“

Wie ein Ruck war’s durch meinen Körper gegangen. Ein Wink des Schicksals …! Morgen vormittag würde also in der Wohnung für Stunden niemand anwesend sein. Denn auch Onkel war ja


  1. Vorlage: kurkurzen
  2. Ergänzt – siehe Seite 46.
Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Irrende Seelen. Leipziger Kriminalbücherverlag, Werner Dietsch Verlag, Leipzig 1919, Seite 39. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Irrende_Seelen.pdf/39&oldid=- (Version vom 1.8.2018)