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beim ersten Anblick der Leiche blitzartig gekommen waren.

Ich wußte genau, daß Schwechten mit meinen Verwandten nie etwas zu tun gehabt, geschweige denn bei ihnen verkehrt hatte. Sonst wäre doch wenigstens einmal sein Name bei irgendeiner Gelegenheit erwähnt worden. Wie kam er also hier in ihre Wohnung? Welche Absichten hatten ihn hierhergeführt? Und warum hatte er sich dann in diesem Zimmer selbst entleibt – eine Folgerung, die den[1] Umständen nach die einzig richtige schien? – – Ich fand mich in diesem Labyrinth nicht zurecht, so sehr ich auch über eine Lösung nachgrübelte. War er etwa hier in derselben Absicht eingedrungen wie ich? Und hatte er sich dann erschossen, als er mich die Korridortür öffnen hörte und nun alles verloren gab? – Vieles sprach für diese Annahme. Und doch auch wieder so manches dagegen. Hätte ich zum Beispiel nicht den Schuß hören müssen? Hätte hier im Zimmer nicht noch der Geruch der Pulvergase bemerkbar sein müssen, da ich doch, falls meine Ansicht zutraf, sofort nach dem Selbstmord diesen Raum betreten hatte …?

Ich sann und sann vergaß darüber ganz meine eigene, jetzt doppelt gefährliche Lage. Wie, wenn ich hier entdeckt wurde? Wie sollte ich beweisen, daß ich unschuldig war? – Und dieser Gedanke war es, der mich nun zu schnellem Handeln trieb.

Eilig zog ich die Bände des Lexikons aus dem Büchergestell hervor und warf sie achtlos auf den Boden, bis ich den richtigen, die Buchatrappe mit dem kostbaren Inhalt, gefunden hatte. Die Banknoten und drei schwere Geldrollen wanderten in


  1. Vorlage: dem
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Walther Kabel: Irrende Seelen. Leipziger Kriminalbücherverlag, Werner Dietsch Verlag, Leipzig 1919, Seite 45. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Irrende_Seelen.pdf/45&oldid=- (Version vom 1.8.2018)