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Hoffen, tiefe Dankbarkeit und ein Rest von wahnwitziger Angst war darin …

Dann öffnete das Stubenmädchen die Korridortür und empfing uns sofort mit den jammernden Worten:

„Gnädige Frau – ein Unglück – ein Unglück!“

Doch hinter ihr ertönte schon meinem Onkels Stimme, barsch und rauh:

„Halten Sie den Mund, Lisbeth! – Marga,“ wandte er sich dann an diese, „geh’ bitte sofort auf dein Zimmer und bleibe vorläufig dort. Geh’, Kind, geh’ – später erkläre ich dir alles.“

„Kommt hier in den Salon,“ bat Onkel dann Tante und mich, ohne uns Zeit zu lassen, unsere Sachen abzulegen.

Nachdem Onkel uns in großer Aufregung berichtet hatte, welch furchtbare Entdeckung der Portier, der von den Mädchen herbeigeholt war und der die Hintertür schließlich gewaltsam aufgesprengt hatte, bei der Durchsuchung der Wohnung in dem einen Zimmer gemacht hatte, fuhr er fort:

„Man hat mich natürlich sofort telephonisch herbeigerufen. Ich traf zusammen mit der Polizei ein, die jetzt noch drüben in meinem Zimmer beschäftigt ist. Die Leiche wird jedoch sehr bald abgeholt werden. Der Wagen ist schon bestellt.“

Tante Johanna, die längst in den nächsten Sessel gesunken war und deren Gesicht ich noch nie so verstört gesehen habe, fand jetzt endlich die ersten Worte.

„Und – du – du kennst den – Toten nicht?“ fragte sie ihren Gatten mit bebender Stimme.

Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Irrende Seelen. Leipziger Kriminalbücherverlag, Werner Dietsch Verlag, Leipzig 1919, Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Irrende_Seelen.pdf/52&oldid=- (Version vom 1.8.2018)