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Frau und Fräulein Benrath nach der nächsten Haltestelle der Elektrischen, nicht wahr?“

„Mit der gnädigen Frau allein, Herr Heiking. Das gnädige Fräulein hatte ihre Handtasche vergessen und lief noch einmal an der Haustür zurück, um sie zu holen.“

Mich durchzuckte es wie ein Schlag. Also traf auch diese meine Vermutung zu. – Doch äußerlich blieb ich ebenso gelassen wie vorher.

„Na, Ihr seid mir eine nette faule Gesellschaft,“ meinte ich scherzend. „Laßt Fräulein Benrath die Treppen klettern und bleibt hübsch bequem unten.“

„Ne, das stimmt nicht, Herr Heiking,“ protestierte die Köchin jetzt eifrig, während sie ihre Remouladensauce rührte. „Die Lisbeth wollte dem gnäd’jen Fräulein schon den Gang abnehmen. Aber sie wollte ja nicht und sagte der Lisbeth, sie müsse die Tasche erst suchen, wir möchten nur nach der Haltestelle vorausgehen.“

„Na, na – ich machte ja auch nur Spaß, Beate. – Wie seid Ihr eigentlich mit diesem Besuch zufrieden? Ist Fräulein Benrath nett?“

„Sehr, Herr Heiking,“ erklärte Beate mit Überzeugung. „Man merkt, daß Fräulein Marga vom Lande kommt. Die geniert sich nicht, auch mal tüchtig mit anzufassen.“

„Ja, und das Fremdenzimmer bringt sie sich stets selbst in Ordnung, ganz und gar, macht sogar auch die Betten,“ pflichtete Lisbeth fast begeistert bei. „Und gar nicht stolz, Herr Heiking, gar nicht. So ganz anders wie Fräulein von Lotberg, die kein Wort mit einem spricht und dann nach vierwöchigem Besuch zwei Mark Trinkgeld gibt.“

Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Irrende Seelen. Leipziger Kriminalbücherverlag, Werner Dietsch Verlag, Leipzig 1919, Seite 55. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Irrende_Seelen.pdf/55&oldid=- (Version vom 1.8.2018)