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„Dann bleibt noch die zweite Frage offen, Herr Generaldirektor: woher hat Schwechten erfahren, daß Sie Ihr Geld gerade in der Buchatrappe liegen hatten? – Haben Sie vielleicht irgend jemand in dieses kleine Geheimnis eingeweiht?“

Onkel Grunert sann nach. Dann zuckte er plötzlich leicht zusammen.

„Hm, da fäll mir eben ein, daß ich gestern abend aus besonderer Veranlassung unserem Syndikus Rechtsanwalt Müller die[1] Buchatrappe zeigte. – Das dürfte aber wohl kaum von Wichtigkeit sein.“

„Von Wichtigkeit ist in solchem Falle alles. Damit will ich aber nicht etwa gesagt haben, daß Schwechten seine Kenntnis dem als Strafverteidiger rühmlichst bekannten Anwalt verdankt. Außerdem läßt sich ja sehr schnell feststehen, ob Müller und Schwechten sich überhaupt gekannt haben.“

Er machte dabei eine neue, fraglos stenographische Eintragung in sein Notizbuch.

Ich hielt es für ganz angebracht, diesen Moment zu benutzen, um in das Gespräch einzugreifen.

„Würden Sie vielleicht die Liebenswürdigkeit haben, Herr Kommissar, und mir kurz mitteilen, wie Sie sich diese rätselhafte Auffindung der Leiche des Schauspielers hier in der Wohnung meines Onkels erklären?“ bat ich zuvorkommend. „Sie werden es begreifen, daß die Sache mich als Verwandten lebhaft interessiert.“

„Aber gewiß. – Der Tatbestand ist einfach genug, wenn man zunächst von allen Nebenumständen absieht. In dem Zimmer dort wird heute gegen halb ein Uhr mittags die Leiche eines Mannes mit


  1. Vorlage: diie
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Walther Kabel: Irrende Seelen. Leipziger Kriminalbücherverlag, Werner Dietsch Verlag, Leipzig 1919, Seite 58. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Irrende_Seelen.pdf/58&oldid=- (Version vom 1.8.2018)