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einer Schußwunde in der Stirn entdeck. Später wird festgestellt, daß aus der Buchatrappe etwa 12 000 Mark geraubt sind. Diesem Geld wird bei dem Toten nicht gefunden. Dafür enthalten seine Taschen zwei Schlüssel, die zu der Haus- und der Korridortür hier passen. Ferner Ausweispapiere, die auf den Namen Ewald Schwechten lauten. Dicht neben der Leiche lag ferner ein Revolver, der Schwechten den Tod gebracht haben dürfte.“

„Also Selbstmord?“ warf ich ein.

Hiller schüttelte den Kopf. „Die Annahme trifft nicht zu. Der Schuß, der den Schauspieler niederstreckte, ist mindestens aus ein Meter Entfernung abgefeuert worden. Das zeigt deutlich der Streuungskegel der Pulverrückstände, die in die Stirn des Toten miteingedrungen sind. Ein Selbstmörder hält sich die Waffe dicht an die Stirn und nicht so weit wie in diesem Falle vom Kopfe ab. Auf die letztere Art würde sich nur ein Kunstschütze treffen können, falls er eben einen Arm besitzt, der, die Hand abgerechnet, eine Länge von einem Meter hätte. Und solche Gliedmaßen findet man nur bei einem Riesen. Schwechten hat aber nur gute Mittelgröße. – Nein, hier liegt Mord vor, vielleicht auch nur Totschlag. Jedenfalls ist der Schauspieler absichtlich von einer dritten Person erschossen worden.“

„Aber wer ist denn dieser geheimnisvolle Dritte, der doch mit Schwechten zugleich in die Wohnung eingedrungen sein muß?“ war meine nächste, so naheliegende Frage.

„Sie sind der Wahrheit mit dieser Bemerkung ziemlich nahe gekommen, Herr Heiking,“ meinte der Kommissar anerkennend. „Auch ich bin der Überzeugung,

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Walther Kabel: Irrende Seelen. Leipziger Kriminalbücherverlag, Werner Dietsch Verlag, Leipzig 1919, Seite 59. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Irrende_Seelen.pdf/59&oldid=- (Version vom 1.8.2018)