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Arbeitsfreudigkeit herausstreichen zu wollen. „Ich werde mich währenddessen insofern in meinen neuen Wirkungskreis einzuarbeiten suchen, als ich mir ein Spezialwerk über unsere südwestafrikanische Kolonie beschaffen und mich über die dortigen Verhältnisse informieren will.“

„Sehr verständig, Fred, sehr verständig!“ erklärte Onkel, mir mit dem frisch gefüllten Weinglase zuprostend. „Und wenn dir noch Zeit übrigbleibt, so kannst du ja einmal als Amateurdetektiv an diesem rätselhaften Fall, in den du als Verwandter von uns ja indirekt mitverwickelt bist, deine kriminalistischen Fähigkeiten erproben. Theoretisch mußt du ja in dieser Hinsicht recht gut vorgebildet sein.“ Ich merkte nur zu wohl den feinen, aber sicher nicht böse gemeinten Spott, der in diesen Sätzen lag. Onkel spielte hier fraglos auf meine Leidenschaft für kriminalwissenschaftliche Schriften an.

„Die Absicht habe ich auch tatsächlich,“ entgegnete ich etwas vorschnell. „Und ich hoffe sogar bestimmt, das Geheimnis, das ohne Zweifel hinter diesem Morde steckt, aufdecken zu können.“

Kaum waren diese Sätze heraus, als ich es auch schon bitter bereute, sie ausgesprochen zu haben. Denn jetzt sah ich genau, daß Marga plötzlich wie von einem Schwindel gepackt die Augen schloß und schlaff in ihren Stuhl zusammensank.

Um wieder gut zu machen, was ich in meiner Gedankenlosigkeit verfehlt hatte, setzte ich schnell hinzu:

„Man kann ja auch gar nicht wissen, ob hier nicht doch ein Selbstmord vorliegt und ob nicht schließlich ein Unschuldiger für den Tod Schwechtens

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Walther Kabel: Irrende Seelen. Leipziger Kriminalbücherverlag, Werner Dietsch Verlag, Leipzig 1919, Seite 68. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Irrende_Seelen.pdf/68&oldid=- (Version vom 1.8.2018)