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Und dieses eine Wort, dieses für mich so schwerwiegende „vorläufig“ verwandelte meine schnell aufgetauchte Hoffnungsfreudigkeit wieder in eine wilde Jagd von nur zu begründeten ängstlichen, wirren Gedanken. Jetzt merkte ich, die Szene, die der Kriminalkommissar hier in seiner überlegenen Ruhe mit mir aufführte, war nichts als ein grausames Spiel, um auch den letzten Rest von Widerstandskraft in mir lahmzulegen, ein richtiges „Katze und Maus-Spiel“, bei dem ich das bedauernswerte Opfer darstellte.

Und nun kamen die Fragen Schlag auf Schlag, oft scheinbar ohne jeden Zusammenhang, und doch sicher jede einzelne schlau berechnet.

„Sie haben häufig mit Mellschewski allein hasardiert?“

Schon diese erste Frage zeigte mir, wie gut der Kommissar über die Vorgänge[1] in der Konkordia unterrichtet war. Freilich - damit hatte ich von vornherein gerechnet. Es war eben nur zu sehr bekannt, daß ich zu den eifrigsten Besuchern der Klubräume gehörte, und fraglos hatten schon Vernehmungen von anderen Mitgliedern stattgefunden.

„Sechs oder sieben Mal,“ erwiderte ich offen.

„Stets mit Verlust?“

„Zweimal gewann ich kleinere Summen.“

„Was spielten Sie?“

„Vingt et un zumeist, auch Meine Tante Deine Tante.“

„Mit wem war dieser Lautenborn befreundet? Können Sie darüber etwas angeben, Herr Heiking?“

„Bedaure. Ich bin mit ihm fast nur im Klub zusammengewesen.“

  1. Vorlage: Vergänge
Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Irrende Seelen. Leipziger Kriminalbücherverlag, Werner Dietsch Verlag, Leipzig 1919, Seite 83. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Irrende_Seelen.pdf/83&oldid=- (Version vom 1.8.2018)