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ohne etwas Bestimmtes zu wissen. Ich suchte ihn also mit einer nichtssagenden Antwort abzufinden.

„Einen Zweck verfolgte ich mit diesem Besuche nicht. Ich kam gerade an Lautenborns Haus vorüber und wollte mal nachsehen, wie es ihm ging.“

„So …?!“ Der Ton sagte mir genug. Hiller bezweifelte die Wahrheit dieser meiner Erklärung, fuhr trotzdem aber fort, ohne weiter darauf einzugehen.

„Einer der Klubdiener hat ausgesagt, Sie hätten mit Mellschewski in einer der letzten Nächte bis drei Uhr morgens gespielt. Wieviel haben Sie damals verloren? Und wie gedachten Sie, Ihre Spielverluste zu tilgen?“ …

Jetzt erst fiel es mir wie Schuppen von den Augen, jetzt erst merkte ich, daß es hier nicht allein galt, Marga zu schützen, sondern daß es sich weit mehr um meine eigene Sicherheit handelte. Fraglos hegte Hiller irgendeinen Verdacht, daß meine Person bei dem Diebstahl des Geldes aus dem Arbeitszimmer meines Onkels irgendwie beteiligt war, fraglos …! Und dann – dann schoß mir urplötzlich ein neuer Argwohn durch den Kopf, der ja bei der ganzen Sachlage nur zu berechtigt war: hielt man mich etwa gar für den Mörder Schwechtens … mich? Dann befand ich mich in einer geradezu furchtbaren Situation …! Wie sollte ich meine Unschuld beweisen, wenn ich nicht den wahren Tatbestand aufdeckte…?! Und das – nein, das würde ich nie tun, nie und nimmer!

Hillers Stimme schreckte mich auf, diese sich stets gleichbleibende Stimme, die jetzt sagte: „Sie sind plötzlich sehr blaß geworden. Ist Ihnen nicht gut?

Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Irrende Seelen. Leipziger Kriminalbücherverlag, Werner Dietsch Verlag, Leipzig 1919, Seite 85. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Irrende_Seelen.pdf/85&oldid=- (Version vom 22.6.2019)