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„Ich habe nichts zu gestehen,“ erwiderte ich dumpf.

„Ihr Aussehen, Ihr ganzes Verhalten straft Sie Lügen. – Doch – wie Sie wollen …! – Gedenken Sie, meine Fragen auch fernerhin zu beantworten oder nicht?“

„Soweit ich dazu imstande bin, ja!“

„Aber – versuchen Sie es nicht nochmals mit Ausflüchten! Ich weiß mehr, als Sie ahnen. Sie verschlimmern sonst Ihre Lage unnötig.“

Das war deutlich. Aber trostloser, als meine Stimmung schon war, konnte sie nicht mehr werden.

„Besitzen Sie einen hellbraunen, langen Ulster aus flockigem Stoff?“ begann der Kommissar wieder.

Was hätte Leugnen geholfen?! – Ich sah, ich entging dem Verhängnis nicht mehr.

So nickte ich nur ganz mechanisch.

„Und wann haben Sie dieses Kleidungsstück zum letztenmal getragen?“

„… Gestern – gestern vormittag.“

Die Kehle war mir wie ausgetrocknet. Ich konnte die Worte nur noch mühsam hervorquälen.

Der.Kriminalkommissar beugte sich jetzt weit über den Tisch. Seine dunklen, lebhaften Augen richteten sich mit einem Ausdruck von warmer Teilnahme auf mich.

„Herr Heiking,“ sagte er langsam und fast gütig, „für einen Verbrecher halte ich Sie nicht. Und doch stehen Sie in dem Verdacht, bei dem im Hause Ihres Onkels verübten Morde irgendeine Rolle gespielt zu haben. Ich rate Ihnen jetzt nochmals, verhehlen Sie mir nichts, was Sie darüber wissen.

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Walther Kabel: Irrende Seelen. Leipziger Kriminalbücherverlag, Werner Dietsch Verlag, Leipzig 1919, Seite 87. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Irrende_Seelen.pdf/87&oldid=- (Version vom 1.8.2018)