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Menking hieß ja die ältere, kinderlose Witwe, die Grunerts Flurnachbarin war und die die zweite, kleinere Wohnung von fünf Zimmern in derselben Etage innehatte. Ich war der Dame einige Male auf der Treppe begegnet, wenn ich zu meinen Verwandten ging. – Was hatte der Kommissar vor? Wollte er mich vielleicht Frau Menking gegenüberstellen? Hatte diese mich etwa gesehen, wie ich in dem braunen Ulster und mit der Brille vor den Augen hinter der Grunertschen Korridortür verschwand? –

Es klopfte. Die alte, vornehm aussehende Dame trat ein. Hiller hatte sich erhoben und ihr zuvorkommend einen Stuhl an den Tisch gerückt.

„Gnädige Frau,“ begann er dann, „Sie haben uns gestern abend einen für uns sehr wichtigen Brief zugeschickt, woraufhin wir Sie dann ersuchten, sich heute hier einzufinden. Ich möchte Ihnen dieses Schreiben nochmals vorlesen, damit Sie vielleicht noch hinzufügen können, was Ihnen inzwischen noch eingefallen ist.“

„An das königliche Polizeipräsidium Berlin.
Nachdem ich gestern Nachmittag zunächst durch meine Dienstboten und dann später durch den Bericht in der Abendzeitung von der Auffindung der Leiche in der Wohnung meinem Nachbarn, des Generaldirektors Grunert, Näheres erfahren habe, halte ich mich für verpflichtet, der Behörde von meinen Beobachtungen Mitteilung zu machen, die vielleicht zur Klärung des Vorgefallenen beitragen können. – Gegen zehn Uhr vormittags am gestrigen Tage saß ich mit einer Handarbeit an meinem Fensterplatze in demjenigen Zimmer meiner Wohnung, das
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Walther Kabel: Irrende Seelen. Leipziger Kriminalbücherverlag, Werner Dietsch Verlag, Leipzig 1919, Seite 89. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Irrende_Seelen.pdf/89&oldid=- (Version vom 1.8.2018)