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Kommissar, wenn Sie mich darüber aufgeklärt haben, auf welche Weise sich der Verdacht gerade auf mich gelenkt hat.“

„Das ist doch mal ein vernünftiges Wort, Heiking,“ nickte mein Widersacher zufrieden. „Ich habe keinen Grund, Ihren Wunsch nicht zu erfüllen. – Hier, trinken Sie noch einen Schluck Wasser. Sie sehen wirklich jämmerlich blaß aus.“

Ich lehnte jedoch ab, war viel zu gespannt auf das, was ich hören würde.

Hiller schlug bequem ein Bein über das andere und begann dann in leichtem Plauderton, als ob er einem ganz Unbeteiligten ein Erlebnis aus seiner Praxis erzählte.

„Sie wissen, ich vernahm gestern nachmittag auch die beiden Dienstboten Ihres Onkels in der Küche. Von den beiden Mädchen erfuhr ich nun – und das bestätigte mir auch Ihre Frau Tante später –, daß Sie sich mit den Damen um ein halb elf Uhr vor dem W.schen Kaufhause verabredet hatten, aber erst eine halbe Stunde später erschienen waren. Allein für sich genommen blieb diese Tatsache noch völlig harmlos. Sie gewann jedoch schon ein anderes Aussehen, als ich dann weiter von Ihrer Frau Tante erfuhr, daß vorgestern abend bei Ihren Verwandten eine kleine Abendgesellschaft stattgefunden hatte, an der Sie ebenfalls teilnahmen, und daß Sie bei dieser Gelegenheit von Ihrer Tante aufgefordert waren, sich den Damen bei dem beabsichtigten Besuch des Kaufhauses anschließen. Sie wußten also, daß die Wohnung am Vormittag von zehn Uhr ab leer sein würde. Selbstverständlich habe ich dies alles auf eine Weise aus den Dienstboten

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Walther Kabel: Irrende Seelen. Leipziger Kriminalbücherverlag, Werner Dietsch Verlag, Leipzig 1919, Seite 98. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Irrende_Seelen.pdf/98&oldid=- (Version vom 1.8.2018)