Seite:Isidors Geschichte der Gothen, Vandalen, Sueven.pdf/23

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obgleich die Beute wehrlos dalag, maßvoll. Als die Gothen plündernd die Stadt durchzogen, stieß ein Edler auf eine ältliche Nonne und forderte sie sittsam auf, sie solle Gold und Silber, wenn sie dergleichen bei sich trüge, ausliefern. Getrost zeigte sie vor, was sie hatte. Und als jener die Form der Gefäße und ihre Feinheit bewunderte, die so recht die Herkunft aus der alten Zeit des Glanzes von Rom zeigte, sprach die Jungfrau: „Diese Gefäße sind aus dem Heiligthum des Apostels Petrus bei mir niedergelegt worden; nimm sie, wenn Du den Muth dazu hast – ich wage es nicht, die heilige Hostie fortzugeben.“ Als der Gothe den Namen des Apostels hörte, bekommt er einen großen Schreck und läßt dem Könige die Sache melden, der sofort in tiefster Ehrfurcht alles von jener Jungfrau in das Heiligthum des heiligen Petrus zurückschaffen ließ, denn er sagte: „Ich habe mit den Römern Krieg geführt, nicht mit den Aposteln Gottes.“

17. So kehrt die Jungfrau, mit diesem höchst ehrenvollen Dienst betraut, zurück; es kehren mit ihr alle zurück, welche sich ihr angeschlossen haben, auf den Köpfen die goldenen und silbernen Gefäße tragend und Hymnen singend, während auf Befehl des Königs von allen Seiten zu ihrem Schutz bewaffnete Schaaren sich aufstellten. Bei dem Schalle dieses Gesanges strömten die Christen aus ihren Schlupfwinkeln zusammen, mit und unter ihnen auch die Heiden, welche dadurch, daß sie sich scheinbar als Knechte Christi bekannten, der Todesgefahr entrannen.

18. In dieser Zeit nehmen die Gothen Placidia, die Tochter des Kaisers Theodosius und Schwester der Kaiser Honorius und Arcadius in Rom gefangen. Dazu einen ungeheuren Schatz an Gold und Silber. Am dritten Tage, nachdem sie die Römer ausgeplündert, die Stadt zum großen Theil in Brand gesteckt und zerstört hatten, brechen sie auf