Seite:Isidors Geschichte der Gothen, Vandalen, Sueven.pdf/28

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geprüft, sich vor weltlicher Lust und Sünde bewahren und das Erbe des Himmelreichs besitzen. So schrecklich aber ist dies Volk, daß es bei einer Hungersnoth während des Krieges den Pferden die Adern öffnete und durch Trinken des Blutes dem Hunger wehrte.

30. Im 1. Jahre der Herrschaft Marcians (450–457) gelangte Turismund auf den Thron, Theudereds Sohn, und regierte ein Jahr (451–453). Da er gleich zu Anfang seiner Regierung durch sein gewaltsames Verfahren sich viele Feinde machte und manche Frevelthaten verübte, wurde er von seinen Brüdern Theuderich und Frigdarich umgebracht.

31. Im 2. Jahre der Herrschaft Marcians folgte Theuderich (Theoderich II. 453–466) seinem ermordeten Bruder auf dem Thron und regierte dreizehn Jahre. Dafür, daß er dem Kaiser Avitus (455. 56), zusammen mit den Galliern zur Erlangung der Kaiserwürde behülflich gewesen war, erhielt er von dem genannten Kaiser die Erlaubniß, von Aquitanien aus gegen Spanien sich zu wenden, und griff das Land mit einem ungeheuren Heer im fünften Jahre seiner Herrschaft an. Ihm trat mit ansehnlicher Heeresmacht der Suevenkönig Recchiarius, am zwölften Meilenstein von der Stadt Astura aus, an einem Fluß, der Urbicus[1] heißt, entgegen. In der Schlacht, die sich sofort entspann, wurde er besiegt, die Schaaren der Sueven theils niedergehauen, theils gefangen, theils in die Flucht geschlagen. Der König selbst floh zuletzt, von einem Geschoß verwundet und wurde, von den Seinen gänzlich verlassen, bei Portucale[2] gefangen und lebendig dem König Theuderich vorgeführt.

32. Nachdem er umgebracht war, ergaben sich viele, die aus jenem Treffen entkommen waren. Eine größere Anzahl

  1. Orbiga zur Esla, Nbfl. des Duero, östlich von Astorga.
  2. Oporto.