Seite:Isidors Geschichte der Gothen, Vandalen, Sueven.pdf/13

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inne hatte. Wie sein Freund und Zeitgenosse, der Bischof Braulio von Zaragoza, sagt, hatte ihn Gott eigens gesandt, „um nach den schweren Zeiten, von denen Spanien heimgesucht worden war, die Denkmäler des Alterthums wieder aufzurichten“. Als erster Bischof der spanischen Kirche leitete er zwei Konzilien und galt bei seinen Zeitgenossen als eine Stütze der Kirche, sowie als ein Mann von umfassender Gelehrsamkeit und hinreißender Beredsamkeit. Während des ganzen Mittelalters war er eine Hauptquelle aller Wissenschaft, hauptsächlich wegen seines großen Werkes, der 20 Bücher Etymologiarum (oder Originum), einer Encyclopädie der gesammten Wissenschaft, die er auf Anregung seines oben erwähnten Freundes Braulio verfaßte, der auch nach des Autors Tode die Eintheilung in Bücher besorgte. Die Fülle des hier zusammengetragenen Materials ist geradezu staunenswerth, und mit Recht nennt Ebert[1] den Isidor „den größten Excerpisten und Compilator, den es vielleicht gegeben hat“. Seine Bedeutung für das Mittelalter liegt darin, daß bei stets zunehmender Seltenheit der Handschrift sein Werk bald als Hauptquelle aller Kenntniß vom Alterthum galt. Auch wir bewundern den außerordentlichen Fleiß des Mannes, wenngleich wir die oft rein äußerliche Eintheilung und Behandlung der Materie und einen großen Theil seiner sogenannten Etymologien nicht billigen können. Auch Isidors andere Schriften, grammatisch-etymologischer und theologischer Art, erfreuten sich im Mittelalter großen Ansehens. An geschichtlichen Werken haben wir von ihm erstens das Chronicon, eine Weltchronik, gezählt von der Erschaffung der Welt und bis zum Jahre 615 n. Chr. reichend, im Anschluß an andere ähnliche Werke, wie die des

  1. A. Ebert, Geschichte der christlich-lateinischen Litteratur bis zum Zeitalter Karls d. Gr. Leipzig 1874, S. 556.