Seite:Isidors Geschichte der Gothen, Vandalen, Sueven.pdf/38

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in der Ringbahn, durch Übung zur Schlagfertigkeit zu erziehen.

55. Die Provinzen, welche sein Vater erobert hatte, erhielt er dem Reiche und regierte sie mit weiser Mäßigung. Er war sanft und mild, von außerordentlicher Herzensgüte. Dieser Gesinnung entsprach die Freundlichkeit, die in seinen Mienen zu lesen war, so daß er selbst seine Gegner unwiderstehlich anzog und an sich fesselte. Er war so freigebig, daß er das Vermögen einzelner und die Kirchengüter, die seines Vaters frevelhafte Habgier dem Fiscus zugewiesen hatte, ihren rechtmäßigken Eigenthümern zurückgab; er war so milde, daß er dem Volke die fälligen Steuern oftmals erließ.

56. Viele beschenkte er mit Gütern, noch mehrere erhöhte er in Rang und Würden. Sein Geld vertheilte er unter die Armen, seine Schätze unter die Bedürftigen, da er sich bewußt war, das Königreich sei ihm dazu gegeben, daß er es zum allgemeinen Besten verwalte. Seine gute Regierung ward gekrönt mit einem guten Ende: den Ruhm des rechten Glaubens, den er zu Anfang seiner Herrschaft angenommen hatte, mehrte er dadurch, daß er zuletzt ein öffentliches Bekenntniß der Reue über seine Sünden ablegte. Nach einer 15jährigen Regierung entschlief er sanft zu Toletum.

57. Im 19. Jahre der Herrschaft des Mauricius folgte Recared dessen Sohn Liuva, der zwei Jahre regierte (601–603). Er stammte zwar von einer Mutter niederer Herkunft, war aber mit ausgezeichneten Eigenschaften begabt. In der Blüthe seiner Jugend wurde er von Wichterich, der sich empört hatte, ohne seine Schuld vom Throne gestoßen. Die rechte Hand wurde ihm abgehauen, und er starb im 20. Jahre seines Lebens, im zweiten seiner Regierung.