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Lorenz Oken (Hrsg.): Isis


in corpore, besonders die medicinische Facultät gegen die Einführung des einzigen Mannes, der die dicke Finsterniß, welche über unserm Vaterlande liegt, aufhellen könnte, aufgelehnt. Ich lege Ihnen darüber zwey merkwürdige Actenstücke bei 1) sub Litt. A. die Erklärung der medicinischen Facultät an Rector und Concilium, 2) sub Litt. B. den Bericht von Rector und Concilium an die Regierung in so ferne er Oken betrifft.

Litt. A.

„Auf die (sic) von reverendo Concilio uns mitgetheilten Befehl (sic) der Hohen Herzogl. Regierung fügen wir zu den bereits gemachten Vorschlägen zur Wiederbesetzung der in unserer Facultät erledigten Stelle noch den Hn Hofrath und Professor Oken in Jena, nebst unserer gutachtlichen Meinung über diesen Gelehrten hinzu. Herr Hofrath und Professor Oken ist Verfasser von folgenden Schriften:

a) Uebersicht des Grundrisses des Systems der Naturfilosofie und der damit entstehenden Theorie der Sinne. Frkfrt. a. M. 1802. 8.
b) Die Zeugung. Bamberg 1805. 8.
c) Abriß des Systems der Biologie, zum Gebrauch seiner Vorlesungen. Gött. 1805. 8.
d) Dessen und Doct. Kiesers Beyträge zur vergleichenden Zoologie, Anat. u. Physiol. 3 Hefte. Bamberg 1806–1808. 8. (Das dritte Heft war und blieb bisher nur angekündiget! Uebrigens ist diese Schrift in Quart).
e) Ueber die Bedeutung der Schädelknochen. Bamberg 1808. 4.
f) Ueber das Universum als Fortsetzung der Sinnorgane. Jena 1808. 8. (Ist in Quart, und hat einen andern Titel).
g) Lehrbuch des Systems der Naturphilosophie 3 B. Jena 1809–1811. 8. (So stand es im Meßkatalog, der Titel ist aber: Lehrbuch der Naturphilosophie.)
h) Preisschrift über die Entstehung und Heilung der Nabelbrüche M. K. Landshut 1810. 8.
i) Lehrbuch der Naturgeschichte 1. Th. systemat. Th. M. K. Leipzig 1811. 8. (Stand nur im Meßkatalog, und ist erst 2 Jahre nachher erschienen).
k) Außerdem noch mehrere Programme, die er Ferienschriften nennt, und welche folgenden Titel haben. „Ueber Licht und Wärme als das nicht irdische aber kosmische materiale Element.“ – „Ueber den Werth der Naturgeschichte, besonders für die Bildung der Deutschen.“ – Grundzeichnung des natürlichen Systems der Erze u. s. w. (Keine weiter).

[22] Wir glauben nicht, das sich dieser Mann für die Fächer schickt, welche unser unvergeßliche College Link mit so vielem Beifalle und Erfolge gelehrt hat, da er von einem Geiste beseelt ist, der sich in den übersinnlichen Sphären einer Philosophie herumtreibt, über deren Verhältnisse zu den von ihm zu lehrenden Wissenschaften, Herr Hofrath Link in einigen meisterhaften Schriften ein so treffendes als allgemein gebilligtes Urtheil gefällt hat.

Wir sind weit entfernt, der Naturphilosophie, in dem reinen und wahren Sinn des Wortes, ihren hohen Werth streitig zu machen, so wenig wir die Talente, die anderweitigen Verdienste und den originellen Scharfsinn des Herrn Oken verkennen. Allein eben so sehr sind wir von der entschiedenen Wichtigkeit der Nachtheile überzeugt, welche jene Philosophie über fast alles Wissen, wodurch auf Universitäten brauchbare Geschäftsmänner für die Welt gebildet werden sollen, verbreitet. Sie verwirrt und verschraubt die jungen Köpfe, und verleitet sie bei den gemeinsten Wahrheiten zu den verkehrtesten Begriffen.

Zumahl verträgt sich diese sublime, zum großen Theil in pomphaften, unverständlichen Worten und Phrasen bestehende Weisheit nicht mit der Physik, Chemie und Arzeneiwissenschaft, überhaupt mit keiner Erfahrungswissenschaft. Es haben sich daher auch längst Naturforscher und Aerzte vom ersten Range mit allen Kräften dagegen aufgelehnt, und die Einmischung jener Philosophie in diese Fächer ernstlich abzuwehren gesucht.

Es ist der Ort hier nicht, dieß genauer und umständlicher aus ein ander zu setzen. Reverendo Concilio gehen wir anheim, aus der beigebrachten, kurzen Schrift (Uebersicht u. s. w., welche O. als Student geschrieben hatte) selbst zu beurtheilen, ob es rathsam und zu wünschen sey, daß unsere Universität einen Lehrer der Physik, Naturgeschichte u. s. w. von diesem Gepräge besitze. Chemie und Pharmaceutik gehören vollends nicht zu seinem Ressort.

Herr Professor Oken kann also auf keine Weise die Stelle des Herrn Professors Link ersetzen; welches überhaupt, ohne zwey wohl passende Männer dazu zu wählen, schwerlich zu erreichen seyn wird.“

Rostock, den 5. Decb. 1811.

Decanus, Senior und übrige Mitglieder der medicinischen Facultät.
Samuel Gottlieb Vogel.
Wilhelm Josephi.
G. H. Masius.
C. E. Th. Brandenburg.
Empfohlene Zitierweise:
Lorenz Oken (Hrsg.): Isis. Brockhaus, Jena 1817, Seite 21–22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Isis_1817_11.jpg&oldid=- (Version vom 21.5.2018)