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Lorenz Oken (Hrsg.): Isis

Litt. B.

„5) Endlich haben wir noch zur Befolgung des Rescripts vom 26sten v. M. über den Hofrath Oken in Jena gutachtlich zu berichten. Wir haben kein Bedenken gehabt, ihn in unserm Vorschlage sogleich zu übergehen. Wir kennen diesen Gelehrten in seinen Local-Verhältnissen nicht, müssen auch gestehen, daß wir seine zur Lectüre nicht einladenden Schriften, nicht vollständig kennen. Aber aus Journalen und gelehrten Zeitungen ist uns hinlänglich bekannt, daß er zu den sogenannten[WS 1] Naturphilosophen gehört, welche die Naturwissenschaften nicht sowohl aus Beobachtungen, Erfahrungen und Versuchen ableiten, als vielmehr nach vermeinten höhern Ansichten und unerwiesenen Hypothesen in ein willkührliches System bringen wollen, dabey aber sich einer so unverständigen Sprache bedienen, daß ihr Vortrag immer im Kreise dunkler Ideen umherfährt. Der Hofrath Oken hat sich in seinen Streitigkeiten überdem als einen heftigen, die gehörigen Gränzen nicht beobachtenden Mann [24] gezeigt. Um indeß nicht unsere Meinung allein hiebey grundläglich zu machen, haben wir auch ein Erachten der medicinischen Facultät über diesen Mann veranlasset, daß wir mit einer dazu gehörigen Druckschrift sub E. abschriftlich zur Anlage machen.

Wir hoffen hiedurch alles dargestellt zu haben, was wir, nach unsern Kentnissen der in Anrege gekommenen Personen, an Hand zu geben uns vermögend finden. Wir bekennen uns zugleich in tiefster Ehrfurcht

Ew. Herzoglichen Durchlaucht unterthänigste Prorector und Concilium der Universität hieselbst. C. G. Konopak, als Prorector. O. G. Tychsen, G. Schadelok, J. Chr. Eschenbach, G. Ph. G. Norrmann, G. Lange, J. S. Beck, J. F. Pries, J. G. Huschke, G. F. Wiggers, C. F. Mühlenbruch, A. Th. Hartmann.


Dritte Parthei.

Es bedarf keiner Bemerkung über diese in Form und Materie gleich elenden Productionen. Erklären Sie mir doch wenn Sie es vermögen, woher die immer wiederkehrende Erscheinung, daß die Beschränktheit wie vom Donner geweckt aus ihrer gewohnten Lethargie auffährt, wenn die Vernunft sich ihr nähert, und alle Dummen von Instinkt geleitet einen furchtbaren Bund errichten um den Weisen zu kreutzigen Glauben Sie es mir, diese Elenden von der medicinischen Facultät (denn selbst Vogeln habe ich trotz seines Rufes es erklären müssen, warum ich kurzsichtiger meine Brille beim Lesen abnehme) kennen die Naturphilosophie kaum historisch. Danken sie Gott, daß Sie mit Ihrem wahrhaft poetischen Gemüth nicht unter dieses Gesindel sind versetzt worden.

Auf diese nüchternen Berichte machte unsere Regierung einen noch nüchterneren an den Herzog unmittelbar; [24] worin sie weiter gar keine Meinung äußerte, als daß man unter den Proponirten wohl auf die in Rostock ansäßigen Rücksicht nehmen müsse, weil dadurch die Reisekosten erspart würden . Das Cabinet, oder vielmehr der Cabinetsminister von Plessen wagte es nicht weiter gegen diese Vorstellungen sein Recht geltend zu machen, und mit vielem Bedauern wurde mir darüber die Anzeige gemacht. Die Sache ist: man hätte sich gerne durch die Herberufung eines Mannes, der viel Aufsehn macht (denn nur dies konnte man erkennen, die Sache selbst liegt in einer terra maxime incognita), einen Namen gemacht; gegen die Meinung einer Facultät wagt man es aber nicht eine Meinung oder Willen zu haben, als wenn eine Harmonie je entstünde, wenn man auch Jahre lang eine Heerde Esel zusammentreibt und schreien läßt.

Erhalten Sie Ihre freundschaftlichen Gesinnungen Ihrem aufrichtigsten Freund

N. N.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage teilweise unleserlich
Empfohlene Zitierweise:
Lorenz Oken (Hrsg.): Isis. Brockhaus, Jena 1817, Seite 23–24. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Isis_1817_12.jpg&oldid=- (Version vom 26.3.2019)