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Lorenz Oken (Hrsg.): Isis

des Verlags lassen, sonst erscheint sie selbst als der Buchhändler, und macht sich zum Kaufmann nicht bloß von Büchern, wie der eigentliche Verleger, sondern selbst von dem Geist und den Ideen anderer, während sie sich doch über alles Handelsinteresse erhaben ankündiget. Wir fordern daher hiemit die Holländer auf, diesen Flecken, der noch ihren zahlreichen [44] Preisanstalten anklebt, abzuwaschen, und versprechen ihnen, wie allen andern, ihre Preisaufgaben in der Urschrift hier einzurücken. Indem wir aber diese Gefälligkeit erweisen, erklären wir unumwunden, daß wir das, was daran tadelnswerth erscheint, nicht verschweigen werden. – Uns kann auch tadeln wer will.

[43]

A. Preisaufgabe an alle Juristenfacultäten der ganzen Welt.

Es wird gefragt:

1stens) Ob in einem Lande, worinn die Preßfreiheit Staatsgesetz ist, litterarische Privilegien (wodurch nehmlich irgend ein Jemand berechtiget würde, ausschließlich über gewisse Gegenstände Bücher zu schreiben, oder litterarische Zeitschriften, oder kritische Tagsblätter, oder Litteraturzeitungen anzulegen) ertheilt werden können?

2tens) Ob überhaupt in einem solchen Staat litterarische Privilegien, sie mögen erlauben was sie wollen, ertheilt werden können? (Es versteht sich, daß Schriften, welche dem Staat herauszugeben zukommen, wie Regierungsblätter, und wenn es noch dergleichen gibt, der Staat verpachten kann.)

3tens) Ob ein bestimmtes litterarisches Privilegium, das in einem Staat vielleicht zu nützlichen Zwecken zur Zeit ertheilt worden, als noch in demselben Preßzwang geduldet wurde, noch gültig ist, wenn bei einer neu eingeführten Staatsverfassung die Preßfreiheit Gesetz ist?

4tens) Ob ein solches Privilegium in irgend einem Staat gegeben, auf die Leibeserben sich erstrecken kann und darf, und ob sogar der Privilegierte es an andere verkaufen kann?

[44] 5tens) Kann ein Mitglied einer Universität, also einer liberalen, in ihren Geistes-Aeußerungen durch frühere Privilegien (nicht mit Ausschluß anderer) vor Hemmung geschützten Staatsanstalt, ein solches, die andern Mitglieder litterarisch hemmendes Privilegium mit gutem, rechtlichem Gewissen (denn die Moralität wollen wir hier nicht anrufen) annehmen?

6tens) Kann ein solches, wenn es aus Scham das Privilegium verheimlichet, mit gutem, rechtlichem Gewissen Mitglied einer Universität bleiben; kann es in den Versammlungen, wo über das Wohl und Weh der Wissenschaften und ihrer Pfleger berathschlagt und abgestimmt wird, erscheinen?

7tens) Wenn diese Fragen verneinend ausfielen, was wäre wohl verdientermaßen mit einem solchen Individuum anzufangen?

Welche Juristenfacultät diese Fragen, die gewiß für jede selbst so wie für die ganze Cultur der Menschheit von höchster Wichtigkeit sind, so löst, daß die Lösung Rechtskraft erhalten kann, der versprechen wir, die Bücher aller ihrer Mitglieder, wofern sie sich dazu eignen, in der Isis nicht nur lobend anzuzeigen; sondern selbe auch lobend recensieren zu lassen, wenn wir dürfen. manicula

[43]

B. Programm der holländischen Gesellschaft der Wissenschaften zu Harlem, für das Jahr 1816.

Die Gesellschaft der Wissenschaften hat am 25ten May ihre dreiundsechzichste jährliche Sitzung gehalten. Der dirigierende Präsident, Hr. Dr. J. Canter Camerling verlangte bei der Eröffnung der Sitzung vom Geheimden der Gesellschaft den Bericht über das, was die Gesellschaft seit ihrer letzten Jahressitzung am 20ten May 1815 erhalten hatte, betreffend

Die physischen Wissenschaften.

Aus diesem Bericht ergab sich:

1) Daß von der Frage: Welches ist der Ursprung der Pottasche, die man aus Pflanzenasche erhält u. s. w., u. s. w., F. F. John, Professor in Berlin den Preis erhielt.[L 1]

2) Von der: Welche Aenderung erleidet die Luft durch Verbrennen der Kohlen u. s. w., L. W. Böckmann, Professor der Physik am Lyceum zu Karlsruh.

3) Daß die Ges. eine Beschreibung von einer Verbesserung am P. Camperischen Bruchband erhalten hat, die sie des Drucks in ihren Schriften werth hält, und daß man dem Vfr Jacob Puyn, Wundarzt [44] und Geburtshelfer zu Harlem ein silbernes Zeichel von 10 Dukaten als[WS 1] Preis zuerkannte.[L 2]

4) Daß die Antworten über zwei Instrumente, welche den Lauf und die Geschwindigkeit eines Schiffes besser als die bisherigen bestimmen sollten, nicht genügten.

5) Daß folgende Fragen, für die zwar löbliche aber keine preiswürdige Antworten eingelaufen waren, wieder für den 1. Jänner 1818 aufgegeben werden.

a) „Quelle est la cause chimique, que la chaux de pierre fait sur le total une maçonnerie plus solide et plus durable que la chaux de coquilles? quels sont les moyens de corriger à cet égard la chaux de coquilles.“ On a decrété de reconnoitre les merites de la réponse allemande, et d’en inviter l’Aut. de fixer mieux son attention sur la nature et la composition de la chaux tellement impure, qu’on l’obtient dans ces païs-ci par les fourneaux à chaux usités, d’en faire connoitre les défauts par des experiences décisives, et de deriver de cette connoissance, quels

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: aus

Literatur

  1. Johann Friedrich John: Über die Ernährung der Pflanzen im Allgemeinen und den Ursprung der Pottasche und anderer Salze in ihnen insbesondere. Berlin 1819 MDZ München
  2. Jacobus Puyn: Verhandeling over den breukband van den grooten Petrus Camper. Haarlem 1816
Empfohlene Zitierweise:
Lorenz Oken (Hrsg.): Isis. Brockhaus, Jena 1817, Seite 43–44. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Isis_1817_22.jpg&oldid=- (Version vom 22.6.2018)