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Lorenz Oken (Hrsg.): Isis

über die Cultur Nordamerikanischer Waldbäume im Großen angestellten Versuche ergeben haben.

2. Eine gründliche Erörterung: welche unter den Nordamerikanischen Waldbäumen in Deutschland mit besonderem Vortheile im Großen cultivirt werden können; in welchen Gegenden, unter welchen Localverhältnissen und andern Umständen solches geschehen kann; wobey wo möglich die Localitäten im Königreiche Hannover besonders zu berücksichtigen sind.

[60]3. Eine auf zuverlässige Ertragsberechnungen sich gründende Untersuchung: ob es unter den Nordamerikanischen Waldbäumen gewisse Species gibt, deren Cultur für Deutsche Gegenden mit größerem Vortheil verknüpft ist, als die gewisser einheimischer Waldbäume; nebst einer gründlichen Darstellung der Verhältnisse, unter welchen solches der Fall ist; wobey auf die verschiedenartigen, natürlichen und künstlichen Forstproducte Rücksicht genommen werden muß. – Preis etc. wie oben.

[59]

F. Königl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin.

Am 31ten März 1817 einzusenden.

Man soll von irgend einer Krystallisation (Kalkspath, Schwerspath, Salz oder wovon man will) erstlich eine genaue Beschreibung geben, nicht in der Kunstsprache der Mineralogen, welche den meisten Mathematikern fremd ist, sondern in rein geometrischen Ausdrücken; und besonders den Durchgang der Blätter oder die Kerngestalt nicht hypothetisch, sondern nach sichern Beobachtungen bestimmen. Zweitens soll man [60] eine Hypothese über die Gesetze der Anziehung finden aus welcher sich der innere Bau des Krystalles nach Lehrsätzen der Mechanik erklären und in analytischen Formeln darstellen läßt. – Der Preis ist das große goldene Zeichel oder 30 Dukaten. (Ist für eine preus. königl. Akademie und für unsere Zeiten viel, viel zu wenig, um so mehr, da auch der Gebrauch der mit der Abhandlung gemacht wird, nicht so liberal ist wie er sollte.)

[59]

G. Königl. Akademie der Wissenschaften zu München.

Für 1817 litterarisch-historische Aufgabe.

Der Mangel einer Geschichte der deutschen Literatur ist von Vielen bereits empfunden, von den ersten Schriftstellern unseres Volkes auch oft schon zur Sprache gebracht worden. Aber nach einem befriedigenden Werke dieses Inhalts wird noch immer vergebens gefragt. Wahrscheinlich hat die ohnedin gewichtige Aufgabe, für welche noch so viele wesentliche Einzelheiten unerörtert vorliegen, die Meisten von ausführlicher Behandlung des Ganzen abgeschreckt. Dieß die Ursache, warum die philologisch-philosophische Classe der kön. b. Akad. der Wiss. zu München für zweckdienlich und förderlich gehalten, zu veranlassen, daß einzelne größere Zeitabschnitte dieser Geschichte mit sorgfältiger Erforschung und Prüfung ihrer Erzeugnisse und des in ihnen vorherrschenden Geistes dargestellt und beurtheilt würden. Sie legt daher als Preisaufgabe vor:

Die Geschichte der deutschen Literatur des sechzehnten Jahrhunderts.

Da hiebey vorzüglich gewünscht wird, eine lebendige Darstellung alles Bedeutenden, was damals in Literatur und wissenschaftlichem Streben geleistet worden, in sofern die eigenthümliche Bildung jener Zeiten dadurch beurkundet wird, mit einem gründlichen Urtheil verbunden zu sehen: so muß hiedurch von selbst [60] schon eine Behandlung abgelehnt werden, die statt eines allgemein ansprechenden historischen Gemäldes etwa bloße literarische und bibliographische Aufzählungen darbieten würde. Die eigene, prüfende Anschauung der schriftlichen Denkmale der deutschen Cultur jenes Zeitalters möge das erste Ziel der Preiswerber seyn; literarische Vollständigkeit wird nur in sofern verlangt, daß keine der eigenthümlichen Seiten des damaligen Schriftwesens unberührt bleibe.

Die Preisschriften werden lesbar, von einer anderen als des Verfassers Hand geschrieben, und mit einem Wahlspruch, der auf versiegeltem Blatte den Namen des Verfassers mit enthält, bezeichnet, vor dem 28 März 1817 an das Secretariat der ersten Classe eingesendet. Der Preis besteht in hundert Ducaten. Die Entscheidung erfolgt am Maximilians-Tage 1817.

Die gekrönte Schrift ist ein Eigenthum der Akademie; das Original wird in ihr Archiv niedergelegt. Sie wird einem Verleger übergeben, um in Form der akademischen Denkschriften gedruckt zu werden. Das Honorar, welches der Verleger dafür bezahlt, wird dem Verfasser, neben dem Preise zugestellt.

Diese Einrichtung ist die Gesellschaft adelnd, den Gewinner lohnend, andern Gesellschaften Tadel und Beispiel.

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Drei poetische Preis-Aufgaben.

Jedem Freunde der deutschen Poesie wird sich die Bemerkung aufdringen, daß wir bei einer Menge von Dichtern doch wenige Gedichte besitzen, die, zwischen den größern epischen und dramatischen Darstellungen und den kleinen lyrischen Gattungen die Mitte haltend, durch das Interesse eines reichhaltigen Stoffs sowohl, als durch den Reiz einer gediegenen Kunstform zu stets wiederholtem Genusse einladen, und statt flüchtig und gleichsam spurlos vorüberzugehn, den Verstand und das Gemüth auf gleiche Weise befriedigen. Diese Wahrheit hat sich mir zunächst bei näherer Ansicht unserer Taschenbücher und Musenalmanache dargeboten, in denen wir Lieder, Sonnette, Oden, Elegien, Romanzen [60] u. s. w. in Ueberfluß finden, welche allerdings, in so fern sie von wahrem poetischen Leben durchdrungen sind, ihren eigenthümlichen Werth behaupten; dagegen fehlt es fast ganz an gehaltvollen Gedichten von größerm Umfang und wir haben, abgesehn von einzelnen hinreichend bekannten Meisterwerken, in der bezeichneten Art in Vergleich mit der englischen und französischen Literatur verhältnißmäßig nur wenig aufzuweisen. Ohne auf Pope, Buckingham, Roscommon, Boileau, Voltaire, Gresset und andere ältere Dichter von entschiedenem Werth zurückgehen zu wollen, nenne ich nur einige Neuere, als Laharpe, Malfilâtre, Delille, Parny, Legouvé,

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Lorenz Oken (Hrsg.): Isis. Brockhaus, Jena 1817, Seite 59–60. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Isis_1817_30.jpg&oldid=- (Version vom 28.6.2018)