Seite:Isis 1817 6.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Lorenz Oken (Hrsg.): Isis

Damit aber jedermann das Vergnügen schon einigermaßen zum Voraus schmecke, welches der Rec. empfunden, und damit man ihm Gerechtigkeit wiederfahren lasse, wenn er dieses Geisteswerk über alle in seiner Art erschienenen setzt und preist, und wenn er deßhalb dem Vfr. recht gut ist und ihm allen möglichen Beifall und Absatz wünscht; so stehe hier zur Aufmunterung des Vfrs, zur Freude seiner Freunde, zum Schrecken seiner Feinde einsweilen der Plan dieser Naturgeschichte.

Der Vfr geht von dem einfältigen Satz aus: „die Wirkung muß durch ihre Ursachen bestimmt werden, und es kann in der Wirkung nichts seyn, was nicht in den Ursachen gelegen, kurz: das Kind kann nicht anders seyn als die Eltern.“

Wenn wir nun wüßten, welches die Eltern der Natur gewesen, so müßten wir daraus alle Erzeugnisse, welche sich nach und nach entwickelt haben, ableiten, und selbe beschreiben können. So könnte z. B., wenn anfänglich nichts als Salzsäure und Sode im Weltraum gewesen wäre, offenbar nichts anders entstehen, als entweder ein Neutralsalz, oder eines von jenen beiden müßte rein bleiben. Die Welt würde demnach aus dreierlei Körpern zusammengesetzt seyn.

I. Nun nimmt der Vfr als Lehnsatz aus seiner Naturphilosophie herüber: daß das Erste in der Natur die vier Elemente seyen,

Erde, Wasser, Luft, Feuer.

II. Wenn sich mithin das Erdige verändern soll, so kann es nur geschehen, wenn entweder Wasser, oder Luft, oder Feuer auf es wirken, und ihm von ihren Eigenschaften mittheilen. Nun besteht aber die Haupteigenschaft des Wassers in der Auflösung oder Flüssigkeit, der Luft im Verbrennen, des Feuers im Schmelzen und Färben. Das durch das Wasser veränderte Erdige muß mithin im Wasser auflöslich, das[WS 1] durch die Luft veränderte muß in der Luft verbrennlich, das durch das Feuer veränderte muß in der Hitze schmelzbar, im Lichte färbbar seyn.

Der möglich verschiedenen Zustände des Erdigen wären demnach nicht mehr und nicht weniger als vier, und zwar wären diese Vier durch die vier Elemente bestimmt. Wenn man das Verschieden-Erdige Mineralien nennt, so kann es nur 4 Mineralklassen geben:

I. Erdmineralien . . .  Erden
II. Wassermineralien . . .  Salze
III. Luftmineralien . . .  Brenze
IV. Feuermineralien . . .  Erze

[12] Erdmineralien können nur solche seyn, welche weder durch Feuer, noch Luft, noch Wasser veränderbar sind. Solche Eigenschaften besitzen nur die eigentlichen Erdarten.

Wassermineralien sind die Auflöslichen, also Salze.

Luftmineralien sind die Verbrennlichen, also Inflammabilia, Brenze.

Schmelzbar und bei der Verkalchung färbbar sind nur die Metalle, Erze.

Dieses wären die Klassen: nun zu den Ordnungen.

Wenn bei den Klassen das zunächst Vorhergehende die Eintheilung machte, so werden die Klassen sie bei den Ordnungen machen. Die Erden werden mithin verändert werden entweder durch Salz, Brenz oder Metall. Mithin kann es nur viererlei Erden geben, als:

1. Erderden . . .  Kiese
2. Salzerden . . .  Thone
s. Brenzerden . . .  Talke
4. Erzerden . . .  Kalke.

Kiesel ist selbst durch Säuren unveränderbar, Thon saugt das Wasser ein und läßt sich kneten, Talk ist fetticht und blätterig, Kalk verändert sich im Feuer wie Metallkalche.

So theilen sich auch die Salze ein in:

1. Erdsalze . . .  Alaune
2. Salzsalze . . .  Nitern
3. Brenzsalze . . .  Säuren
4. Erzsalze . . .  Vitriole.

Von Brenzen und Erzen gilt dasselbe.

Diesen systematischen Gang hat der Vfr bis zu den Genera durchgeführt. Es bedarf mithin keines Gedächtnisses mehr, die Mineralien zu behalten. Jeder, der nur den Schlüssel besitzt, kann sich das System in jedem Augenblick selbst schaffen.

III. Die Pflanzen haben nun vor sich Elemente und Mineralien. Beide wirken auf sie und verändern sie, daß es also geben muß:

I. Elementenpflanzen . . .  Acotyledonen
II. Mineralpflanzen . . .  Monocotyledonen
III. Pflanzenpflanzen . . .  Dicotyledonen

Die Gründe für die Einstellung dieser Pflanzenabtheilungen können wir hier nicht mehr entwickeln. Das Zusammentreffen in der Dreizahl ist schon einer der wichtigsten Gründe für die Richtigkeit, und gewiß auffallend.

Die Pflanzenpflanzen können nun nicht mehr nach fremden Einwirkungen bestimmt, sondern müssen

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: daß
Empfohlene Zitierweise:
Lorenz Oken (Hrsg.): Isis. Brockhaus, Jena 1817, Seite 11–12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Isis_1817_6.jpg&oldid=- (Version vom 21.5.2018)