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J. P. Jordan: Jahrbücher für slawische Literatur, Kunst und Wissenschaft. Erster Jahrgang

sich vorzüglich in der Journalistik gewisse stereotype Albernheiten geltend gemacht, die aus Frankreich nach Deutschland verpflanzt, jetzt keinem Menschen mehr auffallen. So wird die Endung ow in den russischen Eigennamen fast allgemein in off verwandelt; dieselbe Silbe ow, wenn sie in der Mitte vorkommt, erhält aber nur ein f; diese Inconsequenz bei solchem Mangel an allem Grunde dazu würde einem Franzosen Ehre machen. Es ist wahr, die Endung ow im Russischen und Slawischen überhaupt wird im Nominativ wie off ausgesprochen; aber im Genitiv tritt sogleich das w wieder hervor, owa, owu u. s. w., und keiner Seele fällt es ein, hier ein f hören zu lassen. Wie lächerlich es für den Slawen ist, wenn so ein Heer auf ff angezogen kömmt, können wir nur andeuten. Analog dem müsste man ja auch Schäcksbier, Grähm, Muhr u. s. f. schreiben; wem würde das nicht komisch klingen! Eben so grundlos ist das Verdoppeln der Consonanten, wie z. B. in Tittoff (Titow); die Slawen verdoppeln niemals ihre Consonanten, ausser wenn bei Zusammensetzungen und Ableitungen zwei gleiche an einander kommen. Warum macht man also solche Namen durch eine Umgestaltung unkenntlich?

 Diese hier angedeutete Schreibung werden wir in allen slawischen Wörtern und Namen, seien sie aus was immer für einem slawischen Dialekte, streng durchführen, da eine gleiche und consequente Bezeichnungsweise der verschiedenen slawischen Laute vor dem deutschen Publikum, vor das wir zunächst treten, uns Nothwendigkeit und Pflicht ist. Nur in der bibliographischen Uebersicht werden die Titel der Bücher in ihrer jedesmaligen dialektischen Orthographie angeführt; denn das erfordert die Genauigkeit.



II.
Wissenschaften.
1. Schafarik's slawische Alterthümer.

 Schon mehr als fünf Jahre liegt nun bereits dieses viel inhaltsreichere als umfängliche Werk der gelehrten Welt vor; es ist in das Russische und Polnische übersetzt, und eine deutsche Ausgabe wird so eben bei Engelmann in Leipzig vorbereitet; und dennoch hat es bis diesen Augenblick Niemand weder im Slawischen noch im Deutschen auf sich genommen, die Resultate der eben so tiefen als glücklichen Forschungen dieses vortrefflichen Werkes in einer Uebersicht zusammenzufassen und so durch die Darlegung des Werthes auch das Interesse für dieses Buch selbst bei jenen zu wecken, welche der Umfang desselben vom Lesen abhalten könnte. Wir wollen hier eine solche Uebersicht zu geben versuchen.

Der erste, historische Theil

der slawischen Alterthümer, welcher bis jetzt veröffentlicht ist, enthält zwei Hauptabschnitte („Zeiträume“) und eine Einleitung, in 46 §§. auf 948 Lexicon-Oktav-Seiten ganz compressen Druckes, ausser denen noch urkundliche und andere Zugaben bis zu S. 1005 reichen.

 Die Einleitung nun bezeichnet als den Zweck der Schrift: „Sie möge zur Ausfüllung einer bedeutenden Lücke dienen; der Lücke in unserem Wissen über den Ursprung, die Ursitze, die Stammeintheilung, die Geschichte, den Charakter, die Lebensart, den Glauben, die bürgerlichen und öffentlichen Verhältnisse, die Sprache, die Literatur und die Wissenschaft des slawischen Urvolkes.“ §. 1. In diesem Umfange müssen also die slawischen Alterthümer ausser der Forschung über den Ursprung und die Abstammung des slawischen Volkes auch dessen Schicksale

Empfohlene Zitierweise:
J. P. Jordan: Jahrbücher für slawische Literatur, Kunst und Wissenschaft. Erster Jahrgang. Robert Binder, Leipzig 1843, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahrb%C3%BCcher_f%C3%BCr_slawische_Literatur,_Kunst_und_Wissenschaft_1_(1843).pdf/17&oldid=- (Version vom 4.8.2020)