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J. P. Jordan: Jahrbücher für slawische Literatur, Kunst und Wissenschaft. Erster Jahrgang

innerste Mark der andern Nationen soll der Magyarismus eingeimpft werden? Nicht einmal den ehrlichen, oft mühsam erworbenen, stets geliebten Familiennamen soll man mehr behalten? Wie die Exilirten, wie Galeerensklaven? und das im eigenen Vaterlande? im XIX. Jahrhunderte? – in einem freien Lande?) „Jenen aber, die keine Kenntniss der ungarischen Sprache haben, sollen keine Adels- oder königlichen Schenkungsbriefe verliehen werden.“ Weiter kann man in der That nicht gehen! – Wir brauchen nichts mehr hinzuzusetzen. Das Machwerk spricht deutlich genug für sich.

 b. Die Pressburger Landtagscommission, welche zur Untersuchung der gegenwärtigen Presszustände und der Mittel, wie eine Erweiterung der Pressfreiheit nützlich und möglich gemacht werden könnte, niedergesetzt wurde, endigt ihr Gutachten mit diesen, die ganze Sache durch einen Schlag zu der illiberalsten, tyrannischesten, ja barbarischen stempelnden Worten: „Endlich hat die Commission auch die Nationalität nicht ausser Acht gelassen, und die Interessen der ungarischen (magyarischen) Sprache als Hauptstützpunkt derselben berücksichtigt, für deren möglichste Verbreitung zu arbeiten es heiligste Pflicht für jeden (?) Staatsbürger ist. Ueberzeugt, dass mit dem Erweitern der Pressfreiheit das Interesse der Lektüre und das Verlangen nach Kenntniss der ungarischen Sprache bedeutend erhöht würde, und die zwischen unserm Vaterland und den k. k. Erblanden obwaltenden Verhältnisse erwägend ( d. h. mit deutlicheren Worten: befürchtend, die Regierung könnte desshalb die Petition um Presserleichterung abweisen, weil sie voraussähe, dass dann alle deutschen und slawischen Bücher freierer Tendenz in Ungarn gedruckt würden), wünscht die Commission die vorerwähnten Begünstigungen nur für ungarische (d. h. in magyarischer Sprache geschriebene) Schriften vindicirt zu wissen.“ – Kann man einen deutlichern Beweis fordern dafür, dass die magyarische Parthei jede Art von liberalem Sinn, jedes Bestreben nach freierer Entwickelung, mit einem Worte jede Aeusserung des Trachtens nach Freiheit nur zum Vorwande ihrer entnationalisirenden Tendenzen anwendet und so das Heiligste, das Erhabenste, was der menschliche Geist zu erfinden vermag, bei ihrer niedrigen Gesinnungsweise auf die schmachvollste Art öffentlich zu missbrauchen sich nicht entblödet, und so die edelsten Menschenfreunde irre zu leiten sich bestrebt?

 c. Das Somogyer Comitat will die Aviticität nur unter der Bedingung abgeschafft wissen, dass bloss derjenige befähigt sein soll, adeligen Grundbesitz zu acquiriren, der der ungarischen Sprache kundig ist.

 d. Das Békeser Comitat hat angezeigt, dass es bei seinem Herrenstuhle in der Folge nur ungarische Dokumente annehmen will. Und gerade des gemeinen Mannes, des Bauers Zufluchtsstätte ist der Herrenstuhl; wie soll da Gerechtigkeit möglich werden? Das passt recht gut zu den Befehlen anderer Obrigkeiten, welche ihrer slowakischen Gemeinde ungarische Notare aufgedrängt haben.

 e. Die Congregation des Ungwarer Comitats hat in Hinsicht des Stimmrechts der Freistädte den Beschluss gefasst: „die königlichen Freistädte sollten nur unter den zwei Bedingungen das landtägliche Stimmrecht erhalten, dass 1) ihre Abhängigkeit von der Hofkammer aufgehoben wird, (d. i. mit andern Worten, wenn die fast ausschliesslich deutschen Städte unter die segensreiche Fuchtel der (magyarischen) Verwaltungsbehörden unmittelbar gestellt werden); dass 2) in der Verwaltung ihrer öffentlichen und ökonomischen Angelegenheiten die ungarische Sprache ausschliesslich angewendet würde.“ – Und das Alles heisst innerhalb des Gesetzes die magyarische Sprache ausbreiten? Sie an die Stelle der lateinischen setzen? – Die deutschen Städte verhandelten ihre inneren Angelegenheiten von jeher deutsch. – Und in der That, in Pesth war es nahe daran, dass diese Foderung des Comitats ohne jene Stimmberechtigung erfüllt worden wäre.

Empfohlene Zitierweise:
J. P. Jordan: Jahrbücher für slawische Literatur, Kunst und Wissenschaft. Erster Jahrgang. Robert Binder, Leipzig 1843, Seite 171. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahrb%C3%BCcher_f%C3%BCr_slawische_Literatur,_Kunst_und_Wissenschaft_1_(1843).pdf/182&oldid=- (Version vom 3.11.2018)