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J. P. Jordan: Jahrbücher für slawische Literatur, Kunst und Wissenschaft. Erster Jahrgang

durch Ausdehnung des Wahlrechts auf die ganze Bürgerschaft und eine breitere Basis der Qualification für Ausübung der Bürgerrechte, Vermehrung der Städtevota auf dem Reichstage (hierin variiren die Comitate zwischen 8 bis 10 Voten), Ausdehnung der politischen Rechte des Adels auf die sogenannten Honoratioren oder Capacitäten, Errichtung einer Bank, Maassregeln zur Beförderung des Handels, Schutzzölle für einige im Lande aufblühende Gewerbszweige, Bau eines sturmsichern Hafens in, und einer Eisenbahn nach Fiume, die Vereinigung von Siebenbürgen mit Ungarn in einen Staatskörper, Abhülfe der Beschwerden der Protestanten und vollkommene Religionsgleichheit, Pressfreiheit, Einführung der ungarischen Sprache in alle Zweige der Staatsverwaltung, Bezahlung der bisher von den Einwohnern Pressburgs umsonst gegebenen Reichsquartiere u. s. w. Ueber das erweiterte Stimmrecht der Städte auf dem ungarischen Landtage wird eine genaue historische und staatsrechtliche Darstellung gegeben. — Nr. 139. Ueber den Sprachenkampf in Ungarn schreibt ein Ungar in durchgehends magyarischem Sinne. — Nr. 140. Neue Zusätze zu den Comitatsverhandlungen. Darstellung der katholischen Religionsverhältnisse in Russland aus den Blättern von Görres. — Nr. 145. Die Eröffnung des ungarischen Reichstags und die acht königlichen Propositionen, unter denen die Sache der königlichen Freistädte, aber kein Wort von dem Schutze für die nichtmagyarischen Nationalitäten vorkommt. — Nr. 147. Der serbische Courier über die türkische Entscheidung der serbischen Sache. — Nr. 149. Eröffnungsrede des Kaisers am ungarischen Landtage. Dann ein Bericht über dieselbe und die königlichen Propositionen. Darin heisst es unter andern: „Durch diese Propositionen ist die Regierung in eine ganz neue Phase in Bezug auf das ungarische Staatsleben getreten, und das Erstemal seit einem halben Jahrhundert sehen wir sie wieder ihre Aufgabe vollständig erfassend. Längst musste es jedem mit dem Zustande Ungarns bekannten Zeugen klar geworden sein, dass es sich in Ungarn noch vielmehr um das Construiren als um das Conserviren handle, und das Letzte nur durch das Erste möglich sei, eine Verpflichtung, welche die Regierung zu lange von sich abgewiesen hatte, anderen Händen sie überlassend. Je fester dieselbe sich auf den Boden der Principien stellt, desto unangreifbarer wird sie, und es ist von Seiten der Staatsverwaltung eben so merkwürdig als wohlgethan, dass sie sich aller jener Gegenstände aus freiem Willen bemächtige, welchen die öffentliche Meinung Geltung verschafft hat. Die Regierung ist nie stärker gewesen, als in diesem Augenblicke, denn unter diesen Umständen kann ihr die Hülfe des Landtages nicht ausbleiben.“ — Nr. 151. Eine Erwiderung auf den Artikel von Nr. 136 über die Stimmen der Städte auf dem ungarischen Reichstage, mit Thatsachen unterstützt.

 Dziennik Domowy (Haustageblatt, seit 1842 bei Kamienski in Posen erscheinend.) Nr. 1—8. Die Zeitschrift erweitert ihren Bereich; sie will nicht blos Unterhaltungsblatt für Frauen sein, sondern dieselben auch belehren. Die Redaktion drückt sich darüber folgendermaassen aus: „Unsere Zeitschrift ist den Frauen gewidmet. Nur aus alter Anhänglichkeit an die Mode legen wir Modekupfer bei, nicht um auf die Mode Gewicht zu legen. Unsere Bestrebung besteht hauptsächlich darin, um der andern Hälfte des Menschengeschlechtes etwas Entsprechendes und dem allgemeinen Besten Dienliches darzubieten. — Von diesem Grundsatze ausgehend kündigen wir den um die Erziehung ihrer Kinder besorgten Müttern an, dass sich eine Zeit des verschiedenartigen Auffassens der religiösen Begriffe nahet. Wir bedauern, dass nicht alles mehr in seinem alten Kreise fortgeht, aber es gibt kein Mittel dagegen, denn es sind bereits die besten polnischen Schriftsteller auf diesen Ocean hinausgeschwommen, eben so gut wie die andern europäischen Völker auf demselben herumschwimmen. Wir empfehlen daher Allen nur eine gottesfürchtige Erziehung nach den Grundsätzen ihrer Kirche an, und die Vermeidung aller Bestrebungen nach Vorwärts. Dieser Taumel wird in einigen Jahren wieder vorüber gehen, aber eine Frau, die einmal als Theolog verlacht worden ist, gewinnt ihre Achtung nie wieder.“ In diesem Sinne ist denn nun sofort in jeder Nummer ein Artikel über Theologie gegeben. Neben denselben bilden wissenschaftliche Artikel über die Stellung der Frauen, so z. B. in Nr. 1 u. 2: „Ueber die politische Bedeutung der Frauen“, so wie rein wissenschaftliche Abhandlungen, wenn auch in gefälliger Form, mit steter Berücksichtigung auf das für das weibliche Geschlecht Wissenswürdige, z. B. eine Abhandlung über Osteologie, eine ernste Lektüre. Der meiste Raum indess ist der Erzählung gewidmet, und in diesem Fache steht der Dziennik über den meisten polnischen Journalen. Die „Ode“, eine höchst gelungene Erzählung aus den Zeiten Boleslaw Chrobry’s von Severin Goszczynski, eröffnet diesen Jahrgang. An sie schliesst sich sehr ehrenvoll eine zweite Erzählung von B. F. „Der Vater Cyrill als Ordensbruder“ (Nr. 6). Interessant sind auch die Miscellen, welche ihre kurzen Artikel aus der ganzen europäischen Literatur zusammensuchen. Die Modenberichte sind kurz und die Erklärungen der Modekupfer nur als nothwendige Beigabe.



Empfohlene Zitierweise:
J. P. Jordan: Jahrbücher für slawische Literatur, Kunst und Wissenschaft. Erster Jahrgang. Robert Binder, Leipzig 1843, Seite 238. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahrb%C3%BCcher_f%C3%BCr_slawische_Literatur,_Kunst_und_Wissenschaft_1_(1843).pdf/249&oldid=- (Version vom 13.1.2020)