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J. P. Jordan: Jahrbücher für slawische Literatur, Kunst und Wissenschaft. Erster Jahrgang

Preisaufgaben verwandeln in der Art, dass zwei oder drei Jahre im Voraus angekündigt wird, wann und aus welchem wissenschaftlichen oder Literaturzweig die Schriften entweder ausschliesslich oder vor allen andern mit Preisen betheilt werden sollen.

 9. Indem die Mitglieder des Museumvereins selbst Richter in dieser Sache sind, können sie selbst nie einen Preis der Matice erlangen, wenn ihre Schriften noch so vortrefflich wären. Auch können Schriften, welche auf Kosten der böhmischen Matice herauskommen, um die Preise nicht konkurriren, indem ihre Verfasser ohnedem besonders honorirt werden.

 10. Der Verein wird am Anfange jedes Jahres die Preise für das nächstvergangene Jahr bestimmen, und jedesmal in der Zeitschrift des böhmischen Museums eine kurze mit Gründen belegte Nachricht über ihre Preisertheilungen veröffentlichen.

 Prag, den 1. Octob. 1842.

 Vom Verein des Museums für böhmische Sprache und Literatur.

 Joh. Ritter v. Neuberg, Ausschussmitgl. des böhm. Mus. Kurator des Vereins.

 Jos. Jungmann. Joh. Sw. Pressl. Wenzeslaw Hanka. Paul Schafarik. Leo Graf Thun.



 Jeder, der mit dem Gange menschlicher Dinge bekannt ist, wird von selbst einsehen, dass die hier eben dargelegte Geschichte der Matice česká keine isolirte Erscheinung sein wird. Die bedingenden Momente zu ihrer Realisirung hatten sich längst vorbereitet. Decennien vorher waren die Materialien zur Zusammenstellung des böhmischen Wörterbuchs aufgehäuft. Die Gelehrsamkeit der slawischen Alterthümer konnte nicht die Frucht weniger Jahre gewesen sein. Die klassische Sprachbildung der das eigentliche Gremium der Gesellschaft konstituirenden Mitglieder, welche mit so viel Sorgfalt und Aufopferung die Sprachreinheit der von ihnen redigirten Schriften zu erhalten bestrebt ist, brauchte ein lebenslanges Bemühen zu ihrer Reife. Von der andern Seite mussten bei ungünstigen äussern Verhältnissen, welche alle egoistischen Interessen des Lebens der herrschenden Sprache des Staates zuwendeten, welche von den ersten Jugendjahren an alle geistige Bewegung, alle Bildung, allen wissenschaftlichen Unterricht, jede Regung des Talents einer fremden Sprache zuwendeten, wahrhaft wunderähnliche Wirkungsmomente des eigenen Nationalgeistes thätig sein, eine unbesiegbare Gewalt der Muttersprache sich geltend machen, um eine neue Literatur zu gründen, ein zusehends mächtiger werdendes Publikum erstehen zu machen. Doch sind wir geneigt zu glauben, dass es in der Macht des Staates gestanden hätte, auch diese neuen geistigen Keime, wenn nicht auf immer (was wir nimmermehr zugeben können), doch auf lange Zeit, zu unterdrücken, wenn es nicht den weisen Leitern desselben ersprieslicher geschienen hätte, die Idee der Nationalität, welche von Tage zu Tage immer mehr als eine der wichtigsten Mächte im Staatsorganismus sich erweist, lieber gewähren zu lassen und sie für sich zu gewinnen, als vielleicht sie gegen sich zu wenden. In dieser Hinsicht hat Oesterreich, das scheinbar gegen manchen andern Staat zurücksteht, einen wesentlichen Fortschritt gethan, wenn man auch davon absehen wollte, dass solches Verhalten den Grundsätzen der Humanität, des wahren Christenthums angemessen ist, von denen auch der höchste Staatsmann sich nicht entbunden glauben darf.

 Möchten doch unsere mühsam erworbenen Erfahrungen, die nicht aufs Gerathewohl hingestellten Formen unseres Instituts, in Etwas wenigstens als weckender und bildender Keim dienen, um Aehnliches und noch Besseres bei unsern

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J. P. Jordan: Jahrbücher für slawische Literatur, Kunst und Wissenschaft. Erster Jahrgang. Robert Binder, Leipzig 1843, Seite 264. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahrb%C3%BCcher_f%C3%BCr_slawische_Literatur,_Kunst_und_Wissenschaft_1_(1843).pdf/275&oldid=- (Version vom 21.11.2019)