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J. P. Jordan: Jahrbücher für slawische Literatur, Kunst und Wissenschaft. Erster Jahrgang

der Stadt waren Reserven aufgestellt, um, wo es immer nöthig werden sollte, Ruhestörungen zu hindern. Bei Eröffnung der Sitzung am 24. April protestirte der Komes von Turopolja gegen alle Berathungen, insofern seine Knittler daran nicht Theil nehmen würden. Diese Protestation wurde, wie sich von selbst versteht, nicht beachtet. Sie konnte und durfte auch nicht gewürdigt werden, und zwar zunächst aus Rücksichten der öffentlichen Sicherheit, sodann aber aus dem Grunde, um den gesammten übrigen Adel der beiden Königreiche Kroatien und Slavonien nicht zu beeinträchtigen; denn der abwesende Adel liess sich durch je zwei Deputirte per Komitat vertreten. Dies gibt für 3 kroatische und 3 slavonische Komitate 12 Stimmen. Wären nun die Knittler, die sonst durch ihren Komes repräsentirt werden, zugelassen und zum Stimmrechte befugt worden, so hätte ihre Stimmenmehrheit bei jeder Abstimmung überwogen. Hiedurch wäre aber die alte Beschwerde des gleichberechtigten und nur durch Deputirte vertretenen übrigen Adels vollkommen gerechtfertigt worden, „dass die Angelegenheiten der Königreiche Kroatien und Slawonien blos von Turopoljer und St. Iwaner Bunkokraten geleitet werden.“ Um sich also von den Knittlern nicht despotisiren zu lassen, hätte der gesammte Adel der beiden Königreiche zu der Landeskongregation in Agram erscheinen müssen, und da dies nicht geschehen war und nicht geschehen konnte, so durften folgerecht auch nur die Repräsentanten der Gesammtheit, als gesetzliche Theilnehmer, an den Berathungen zugelassen und gehört werden. Die Beschlüsse der Landeskongregation und die Wahl der Deputaten wurde von allen Jenen, die es mit dem Lande ehrlich meinten, mit Freuden begrüsst. Das Häuflein der Magyaromanen setzte dagegen alle Hebel der Intrigue in Bewegung, um die Bunkokraten zum Protest gegen die Gültigkeit der Beschlüsse der Landeskongregation und der Wahl der Ablegaten zu vermögen. Emissaire eilten neuerdings umher, um Unterschriften zu dem Proteste zu sammeln. Die hiebei angewendeten Mittel sind ihres Zweckes würdig: Alle Leidenschaften des Bauernadels wurden hiezu reichlich ausgebeutet. Missbrauch des behördlichen Ansehens, Lüge, Verläumdung, Betrug, Bestechlichkeit, Betäubung durch verfälschte Getränke sind die Beweisgründe, womit den Arglosen die Ungültigkeit der Landesbeschlüsse einleuchtend gemacht wird.

 Möchten doch die Magyaromanen bedenken, welches gefährliche Spiel sie mit ihren armen Landesgenossen treiben, und wie sehr sie dieselben entsittlichen!!! Möchten sie doch einsehen, dass sie vom grössten Theile ihrer Landsleute wegen der verursachten Aufregung im Lande gehasst und wegen der Apostasie an ihrem Volksstamme verachtet werden! Dass ihnen beim nahen Versiegen ihrer Bestechungsquellen auch der Rest ihres theuer bezahlten Anhanges den Rücken kehren wird, und dass sie dann als Renegaten selbst von biederen und hochherzigen Hungarn als treulose Ueberläufer verstossen werden. Mögen sie sich doch endlich über ihr Vorhaben enttäuschen und erkennen, dass sie im Volke keine Sympathien für ihre Zwecke hervorgerufen haben, und dass sie auf den eingeschlagenen Wegen und mit den bisher angewendeten Mitteln ihr Ziel nie erreichen werden. — Ihr Treiben ist dem Volksgefühle im höchsten Grade widrig!!!

3.Kritiken.

 Rukopis Kralodvorsky: Königinhofer Handschrift, herausgeg. v. Hanka. 4. Aufl. Prag 1843. 12. u. 316 S. Ausser einer Einleitung giebt der geehrte Herr Herausgeber: 1) den ursprünglichen böhmischen Text, wie er sich auf den Handschriften vorfindet. 2) Eine demselben gegenüberstehende Umschrift mit genauer Beibehaltung des alten Textes, nur nach neuböhmischer Schreibeweise. 3) Eine polnische. 4) Südrussische. 5) Illyrische. 6) Krainische.

Empfohlene Zitierweise:
J. P. Jordan: Jahrbücher für slawische Literatur, Kunst und Wissenschaft. Erster Jahrgang. Robert Binder, Leipzig 1843, Seite 276. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahrb%C3%BCcher_f%C3%BCr_slawische_Literatur,_Kunst_und_Wissenschaft_1_(1843).pdf/287&oldid=- (Version vom 25.11.2019)