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J. P. Jordan: Jahrbücher für slawische Literatur, Kunst und Wissenschaft. Erster Jahrgang

übertragen. 2 Thle. gr. 8. (VIII u. 183, IV u. 138 S.) Leipzig, Frohberger. 1843.

 53. Vierteljahrsschrift aus und für Ungarn. 1843. 3. Bd. 1. Hälfte, gr. 8. (IV. u. 208 S.) Leipzig, G. Wigand in Comm. Reine Partheischrift.

 53. Die lombardische Gemeinde-Verfassung nach ihrer Entstehung und Ausbildung, ihrem Verfalle und ihrer Wiederherstellung von Carl Czoernig, Direktor des statistischen Bureaus. Beilageheft zur krit. Zeitschrift für Rechts- u. Gesetzgebung d. Auslandes. (XV. Bd.) gr. 8. (135 S.) Heidelberg, Mohr. 1843.




B) Zeitschriftenrevue.

 Leipziger Allgem. Zeitung, März bis Mai. Nr. 65. Aus Moskau verwundert sich Jemand, „dass man in dem intelligenten Deutschland, zu Stuttgart, erst jetzt das mündliche Verfahren bei einer Art Handelsprocess versuchte (wohlgemerkt, versuchte), während doch sogar bei unserm hiesigen Handelsgericht schon seit 10 Jahren das mündliche Verfahren in Uebung ist.“ Wir setzen hinzu, dass dies Verfahren im altslawischen Rechte schon begründet und in Russland, sowie in anderen slawischen Ländern niemals ganz ausser Gebrauch gekommen ist. — Nr. 68. Die Nationalconflicte in Oesterreich eng zusammengedrängt. Nr. 69. Eröffnung des Landtages von Posen und Angabe der 8 königlichen Propositionen. Nr. 73. Beilage. Vertheidigung des polnischen Adels gegen Aristokratismus und Herrschsucht. — Nr. 74. Böhmen vom deutschen Standpunkte aus. Eine durchaus falsche Darstellung der Verhältnisse dieses Landes und des Czechenthums überhaupt. Um nur eines anzuführen, so heisst es darin: „Es leben in Böhmen nahe an l½ Millionen wirkliche Stammdeutsche, — zu diesen kommen nun gewiss noch einige hunderttausend durchaus germanisirte Slawen, so dass, wenn man die Köpfe zählt, Deutsche und Slawen ungefähr gleich stark sein werden.“ Dies ist mehr als lächerliche Unwissenheit; die Slawen bilden mehr als zwei Drittel, nahe an drei Viertel der Bevölkerung Böhmens. Noch schlechter aber ist das Folgende: „Nimmt man aber, wie man doch wahrlich muss, auf die Bildung dieser Köpfe Rücksicht: so ist Böhmen ein ganz deutsches Land. Es herrscht nur Eine Bildung in Böhmen, und das ist die deutsche.“ Also die ganze böhmische Literatur ist nichts? Sie hat keinen Funken von Selbstständigkeit? Sie wirkt nicht das Geringste für die Bildung der Nation? Ach wie muss es da bei den mehr als 2 Millionen Czechen aussehen, die auch nicht ein einziges deutsches Wort verstehen. Und wie können es die umwohnenden Deutschen mit ihrer Bildung vor Gott und der Menschheit verantworten, dass sie Millionen von Menschen von aller Bildung fern gelassen haben? Ach, ihr armen Czechen, ach ihr armen deutschen Böhmen! — Nr. 76. Die Addresse der Posener Stände und die Antwort des Königs auf dieselbe. — Nr. 78 heisst es: Oesterreich könne nie zugeben, dass Russland durch die factische Beherrschung der türkischen Donauländer und durch Einverleibung Bulgariens und der Nachbarländer in sein kolossales Reich ein solches Uebergewicht im europäischen Staatensysteme erlange, welchem in Zukunft schwer zu widerstehen sein dürfte. Denn eine solche Erweiterung des russischen Reiches würde uns dieser Macht auf drei Seiten, im Norden, Osten und Süden preis geben. Unsere ausserdeutschen Provinzen würden dann von Russland fast umringt sein. Denn eine Ausdehnung desselben bis ans adriatische Meer würde dann nicht zu vermeiden sein, wodurch es bald die Herrschaft auf allen europäischen Binnenmeeren, der Ostsee, dem schwarzen und dem Mittelmeer erlangte.“ — Nr. 79. Ein Auszug aus der officiellen „Systematischen Uebersicht des Gesammtverwaltungswesens des Königreichs Polen.“ — Nr. 82 wird die Behauptung aufgestellt, die Türkei suche einen anderen Protektor und hoffe den in Oesterreich zu finden. Oesterreich könne das Protektorat wohl übernehmen und die grössere Mehrheit der deutschen Nation ihm dabei zur Seite stehen. — Nr. 86 heisst es über den Anschluss Ungarns und Oesterreichs an den deutschen Zollverband: „Der Magyare scheut das deutsche Element, welches sich in den königlichen Freistädten unter ungünstigen Verhältnissen bereits so mächtig entwickelt hat, und ich besorge, die Bedingungen zu einem Gesammtanschlusse der Monarchie an die deutschen Vereinsstaaten, die hauptsächlich in einer Grundbesteuerung des Adels liegen, werden grade in dieser Scheu vor dem Städtewesen oder, was dasselbe ist, vor dem deutschen Elemente im Königreich ein eben so mächtiges politisches Hinderniss finden, wie es hier die Geldcontributionen schon an sich zu sein pflegen. Der Glaube herrscht, das bei einer directen, commerciellen Vereinigung mit Deutschland neben den deutschen Capitalien auch deutsche Bewohnerschaft hieher ziehen wird und der Magyarismus, der ohnehin mit einem guten Drittheile der slawischen Landesbevölkerung, die aber ungebildet und träge ist, zu kämpfen hat, damit sich in seiner Herrschaft

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J. P. Jordan: Jahrbücher für slawische Literatur, Kunst und Wissenschaft. Erster Jahrgang. Robert Binder, Leipzig 1843, Seite 293. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahrb%C3%BCcher_f%C3%BCr_slawische_Literatur,_Kunst_und_Wissenschaft_1_(1843).pdf/304&oldid=- (Version vom 12.2.2020)