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J. P. Jordan: Jahrbücher für slawische Literatur, Kunst und Wissenschaft. Erster Jahrgang

Ja ona sławna kobza, z dereniu zrobiona,
z cnoty nad cytry swemu panu ulubiona,
Dla lutni w kąt rzucona, dziś brzęczę z świerczami!
Ach cudze w cenie, swemi gardzimy cnotami!

 Das ist: Ich, jene berühmte Kobsa, gemacht aus Kornelkirschholz, — wegen meiner Tugenden von meinem Herrn mehr geliebt als die Cither, — um der Laute willen in den Winkel geworfen, schwirre heute mit den Heimchen. — Ach! Fremdes ist in Ehren! unsre eignen Tugenden verachten wir.

 Indessen war die Kobsa nach dem Zeugnisse Rej’s im XV. und XVI. Jahrhundert das Lieblingsinstrument der Schlachta. Wenn ein Edelmann einige Freunde zu einem Gelage zusammenberufen wollte, so setzte er sich bis zur Ankunft der Gäste, um sich die Zeit zu vertreiben, hinter den Ofen, stemmte die Füsse an die Wand und spielte sich etwas auf der Kobsa vor (s. Rej’s „Leben eines Ehrenmanns.“) Und in seinem „Schabernack (figliki)“ schildert er auf ausgezeichnete Weise einen Edelmann, welcher an den Dudelsack so gewöhnt war, dass er nach einem andern Instrumente nicht einmal tanzen konnte.

Ziemianin się ożenił, nasz prostak u dwora,
Nie umiał tańcować bez dudy potwora:
Pannę mu wywiedziono, píęć piszczków zagrało,
Chlopisko jako wryte, pośród izby stało.

„By mi jechać do domu, ja nie pojdę tego,
A co ja wiem, jako z nich mam słuchać którego.“
Až mu potém gdzieś chłopa z dudami nabyli,
ledwo pana naszego w tanek wyprawili.“ —

 Der Landjunker heirathete, unser Simpel, nach einem Hofe (zu einem grösseren Edelmann), — und konnte nicht tanzen ohne Dudelsack, der Tölpel. — Man führt ihm das Fräulein vor, fünf Pfeifer spielen auf: — das Bäuerlein aber steht wie eingewurzelt mitten in der Stube. „Und sollt’ ich auch so nach Hause ziehn, den tanz’ ich nicht, — denn was weiss ich, auf welchen von ihnen ich hören soll.“ — Erst wie sie dann irgendwo einen Bauer mit dem Dudelsack herbeiführten, — da erst brachten sie unser Herrlein mit Noth zu dem Tänzchen.“

 Der Adel, der zu jener Zeit mit treuer Liebe am Vaterländischen hing, hasste die ausländische Musik. Die Edelleute verstanden selbst auf der Kobsa zu spielen und hielten noch ausserdem eigene Dudelsackpfeifer und Banduraspieler. Wenn ein Adliger sich zu einem Gastmahle begab, so ging immer ein zu seinem Hofe gehöriger Musikant voraus und spielte auf der Kobsa. Als diese Musikanten später durch Trompeter ersetzt wurden, gab man diesen des grösseren Glanzes wegen noch häufig Dudelsackpfeifer bei (Sebastian Klenowicz sagt in seiner Schrift Worek Judaszow: Er geht hinter dem Trompeter, geht hinter der Trompete einher.) Im Russinenlande wurden fast bis auf die Gegenwart herab auf den Edelhöfen Banduraspieler gehalten. — Auch in der Krakauer Pflege ist der Dudelsack unter der Benennung Koza oder Kobza unter den Gebirgsbewohnern im Gebrauche; in Grosspolen wird noch heutigen Tages keine Nationalmusik ohne Dudelsack aufgeführt. Unsere wohlgebildeten Gebirgsbewohner geben bei dem Ton der Kobsa ihre Freude eben so gut durch lebhaftes Schaukeln zu erkennen, als die slowakischen Bergbewohner unter den schneeigen Tatern, wenn sie ihre Gaida (Guda, huda?) hören. In Südrussland ist die Kobsa noch bis diesen Augenblick gebräuchlich.[1]


  1. Die Dudelsackspieler hängen gewöhnlich sehr an ihren Instrumenten. Im Jahre 1837 erhielt ich ein solches von einem Russinen aus Wolynien. Er wollte mir es lange nicht herausgeben, als aber ein Gefährte ihn dazu beredete, so gab er es mir zwar, doch nicht ohne es unter heissen Thränen zu küssen, mehrere Male bin und her zu wenden und endlich zum Abschiede noch ein Lieblingslied darauf zu spielen.
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J. P. Jordan: Jahrbücher für slawische Literatur, Kunst und Wissenschaft. Erster Jahrgang. Robert Binder, Leipzig 1843, Seite 310. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahrb%C3%BCcher_f%C3%BCr_slawische_Literatur,_Kunst_und_Wissenschaft_1_(1843).pdf/321&oldid=- (Version vom 15.9.2022)